Klebendes Pferd – Teil 4: Training im Sattel

Dieser Artikel enthält werbende Inhalte. Mehr dazu liest Du hier!

Im letzten Artikel bin ich auf das Training im Roundpen eingegangen.

Im heutigen und letzten Artikel der Serie geht es um das Training im Sattel. Hier werde ich erklären was ich tue, wenn mein Pferd in der Halle oder auf dem Platz immer zu den anderen Pferden hinzieht oder zu nahe an ihnen kleben bleibt. Dieses Vorgehen lässt sich auch auf einen Ausritt übertragen, bei dem man einen anderen Weg reiten möchte als der Mitreiter und die Pferde sich trennen müssen.

*Auch hier möchte ich wieder darauf hinweisen, dass ich kein professioneller Trainer bin und jeder meine Empfehlungen auf eigene Gefahr durchführt. Wenn Du noch nicht viel Erfahrung mit Pferden und ihrem Verhalten hast solltest Du Dir überlegen einen professionellen Trainer zur Unterstützung zu suchen!*

Die Vorgehensweise habe ich von Warwick Schiller gelernt. Wenn Du Englisch verstehst kann ich Dir seine Videos empfehlen! Ich finde nicht alles gut was er macht, aber das geht mir bei jedem Trainer so und er hat ein paar tolle Ansätze.

Wie immer gilt: Du musst Dein Vorgehen ganz individuell Deinem Pferd anpassen! Wenn das, was ich hier vorschlage nicht hilft oder das Problem sogar schlimmer macht, hör auf und versuche etwas anderes! Es gibt nicht nur einen Weg zum Ziel und was für den einen passt ist für den anderen nicht gut.

Wenn Du Vorschläge für ein anderes Vorgehen hast freue ich mich über Deinen Kommentar! Ich weiß bei weitem nicht alles und lerne sehr gerne dazu.

Trainingsplan für klebende Pferde

1. Richtig Führen

Wie das geht kannst Du hier nachlesen.

2. Schrecktraining

Das kannst Du hier nachlesen.

3. Training im Roundpen

Den Artikel findest Du hier.

4. Training im Sattel

Wenn Du ein klebendes Pferd hast werden Dir folgende Situationen wohl bekannt vorkommen:

  • Sind andere Pferde auf dem Reitplatz, driftet Dein Pferd immer näher zu ihnen und Du hast Mühe es von ihnen wegzulenken.
  • Wenn Du andere Pferde auf dem Platz überholen möchtest, wird Dein Pferd bei ihnen langsamer oder will sogar nicht weitergehen.
  • Dein Pferd drängt sich so dicht an andere Pferde, dass Du mit Deinem Steigbügel an den des anderen Reiters stößt.
  • Im Gelände kannst Du Dich nicht von der Gruppe oder Deinem Ausreitpartner trennen, ohne dass Dein Pferd in Panik verfällt.

Solltest Du die Ratschläge aus den vorherigen Artikeln befolgt haben merkst Du bestimmt schon einen Unterschied bei Deinem Pferd. Vielleicht haben sich dadurch die Probleme im Sattel schon ganz von selbst gelöst, bei manchen Pferden reicht die Bodenarbeit schon aus.

Wenn nicht, ist das aber auch nicht schlimm, es gibt ein paar Dinge, die Du im Sattel tun kannst.

In der Halle oder auf dem Platz

Am besten schnappst Du Dir einen Stallfreund oder eine Stallfreundin mit einem ruhigen, gelassenen Pferd. Mit ihr gehst Du dann gemeinsam in die Halle oder auf den Platz. Achte darauf, dass sonst keine Pferde auf dem Platz sind.

Deine Freundin soll sich auf ihr Pferd setzen und einfach an einem Ende des Platzes stehen bleiben und nichts tun. Sie sollte in etwa 2 bis 3 Meter von der Bande entfernt stehen, so dass Du noch daran vorbei kommst.

Nach dem Warmreiten lässt Du Deinem Pferd die Zügel lang und trabst an. Lenke nicht, sondern lass es laufen wohin es möchte. Vermutlich wird es ziemlich schnell zu dem anderen Pferd driften. Lass es das tun!

Wenn es bei dem anderen Pferd angekommen ist lässt Du es um es herum Volten traben – es muss sich also anstrengen. Sobald es Anzeichen macht wieder von dem anderen Pferd wegzudriften hörst Du damit auf und lässt es entspannt – vom stehenden Pferd weg – weitertraben. Geht es wieder zurück zum Pferd muss es sich wieder anstrengen und Volten laufen.

Der Gedanke hinter dieser Vorgehensweise ist, es Deinem Pferd ungemütlich zu machen wenn es sich an das andere Pferd „kleben“ möchte. Immer wenn es dort ist, muss es sich anstrengen. Wenn es nicht zum anderen Pferd läuft wird es in Ruhe gelassen und kann entspannen. Wichtig ist, dass Du Dein Pferd nicht daran hinderst zum anderen Pferd zu laufen. Es muss den „Fehler“ machen, damit Du ihm zeigen kannst, dass Du das nicht möchtest.

Du kannst das auch mit Clickertraining verbinden und immer Clicken wenn Dein Pferd den Ansatz zeigt vom anderen Pferd wegzulaufen.

Je nach Pferd wird es das sehr schnell verstanden haben und nicht mehr so nahe an das andere Pferd herangehen.

Mit dieser Methode kann man übrigens auch Pferden abgewöhnen am Hallentor kleben zu bleiben.

Im Gelände

Das ist die Königsdiziplin. Im Gelände solltest Du erst üben, wenn es auf dem Platz gut klappt.

Auch hier solltest Du Dir jemanden mit einem ruhigen, verlässlichen Pferd mitnehmen. Wenn Dein Pferd ganz schlimm klebt könnt ihr alles was ich erkläre auch erst mal vom Boden aus machen. Vielleicht clickerst Du ja sogar mit Deinem Pferd, das lässt sich hier auch gut einbauen.

Wir gehen immer in ganz kleinen Schritten vor. Zuerst reitet (oder lauft) ihr nebeneinander. Dann soll Deine Freundin auf Dein Kommando hin ihr Pferd hinter Deinem laufen lassen. Wenn Dein Pferd weiter entspannt läuft lobe es und Deine Freundin kann wieder neben Dir reiten. Wenn es nicht entspannt läuft warte so lange bis es sich beruhigt – auch wenn es nur minimal ist – und lass dann sofort Deine Freundin wieder nach vorne kommen. Und natürlich das Loben nicht vergessen! Je nachdem wie Du lobst auch mit Click und Leckerli.

Wenn das gut klappt und Dein Pferd auch vorne entspannt läuft könnt ihr den nächsten Schritt versuchen: Deine Freundin reitet zuerst hinter Dir, dann bleibt sie mit ihrem Pferd stehen. Dein Ziel ist es nun, dass Dein Pferd ein paar Schritte alleine weiter geht. Wichtig ist, dass Du es stoppst bevor es von selbst anhält. Dazu musst Du sehr aufmerksam in Dein Pferd hineinspühren und merken, wenn es kurz davor ist anzuhalten. Wenn es ein paar Schritte alleine gegangen ist lobe es und lass Deine Freundin wieder nach vorne kommen. Ihr könnt dann auch mit etwas Abstand zwischen euch – Du vorne, Deine Freundin hinten – weiterreiten bevor ihr es erneut versucht.

Nach und nach wird Dein Pferd immer mehr Schritte von dem stehenden Pferd weglaufen können, bis die Trennung kein Problem mehr ist.

Fazit

Die „Hauptarbeit“ mit klebenden Pferden wird am Boden ausgeführt. Im Sattel sind dann – wenn überhaupt – nur noch kleinere Korrekturen nötig.

Deshalb ist es wichtig, dass die Bodenarbeit gut funktioniert und mit Geduld ausgeführt wurde. Es lohnt sich nicht hier Sachen zu überspringen oder sich Zeitdruck zu machen. Wenn das Fundament nicht steht kannst Du nicht erwarten, dass es im Sattel keine Probleme gibt.

Und wie immer: mach Dir und Deinem Pferd keinen Stress. Es dauert so lange wie es eben dauert.

Wie ist das bei Deinem Pferd? Kannst Du Dich im Gelände von der Gruppe trennen?

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Christina

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Vor über 30 Jahren saß ich zum ersten Mal auf einem Pferd.
Seitdem habe ich viel erlebt und gelernt, hatte Erfolge und
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6 Kommentare

  1. Hallo Christina,
    Ich stöbere immer wieder hier bei Dir rum und finde auch stets neue Ideen oder Ansätze. Top!
    Meine engl. Vollblutstute knapp 8 Jahre alt, klebt extrem. Allerdings an einem Pferd! Sie stehen natürlich auch immer zusammen…Weil mein Mädel echt unberechenbar wird. Die Bodenarbeistspunkte hat sie alle erarbeitet…Aber ihr Verhalten zb. beim Weidegang, Gelände oder nur vom Hof weg…Bleibt kaum händelbar. Sie hatte keine gute Kinderstube und ich habe auch Trainer gebraucht um…..Keine Angst mehr um mein leben haben zu müssen 🙂 .
    Mir fehlt glaube ich der kniff..Ihre Ängstliche energie in ein vertrauensvollen wir zu bekommen.
    Leider ist im Augenblick mein größtes Problem, das ihr Kumpel ein Rehe Pferd ist und ich sie alleine anweiden muss. ..Das gestaltet sich sehr schwierig weil sie weder alleine auf die Wiese will noch entspannt frisst.
    Der Versuch ein anderes Pferd mit ihr auf die Wiese zu stellen ist ganz furchtbar gescheitert…Sie ist extrem unfreundlich und hat keine Hemmungen auf andere Pferde drauf zu gehen.
    Für dieses Problem suche ich ganz dringend Tipps um meinem Pferd und allen anderen in unserer Nähe das Leben zu erleichtern.
    LG Tina

    Antworten
    • Hallo liebe Tina,

      in so einem Fall ist es leider sehr schwer Tipps und Hilfe per „Ferndiagnose“ zu geben. Um da wirklich zu helfen muss man die Situation und das Verhalten live vor Ort sehen und individuell auf Pferd und Besitzer eingehen, das kann ich hier leider so nicht leisten. Ich würde dir empfehlen dir eine/n Trainer/in vor Ort zu suchen, vielleicht eine/r der/die dir vorher schon geholfen hat?
      Mittlerweile gibt es auch einige Clickertrainer, die mit viel Kreativität an solchen Problemen arbeiten, vielleicht wäre das ja auch eine Möglichkeit!

      Ganz liebe Grüße,
      Christina

      Antworten
  2. Hallo Christina!
    Deine Seite ist immer wieder ein Fundus an Ideen – Riesen Lob dafür, weiter so!
    Vielleicht hast du ja eine weitere Idee für mein Stütchen parat 🙂
    Ich fasse zusammen:
    15 jährige Galopperin in Rente (zurückhaltendes, sehr Rangniedriges Schimmelchen) seit 4 Jahren ca bei mir, damals quasi von vorne mit allen angefangen. Ergebnis: lässt sich lieb von Koppel holen (hebt Kopf und kommt lieb brummelnd auf mich zu), senkt Kopf zum Aufhalftern, schiebt Nase in Halfter, folgt aufmerksam + artig im guten Abstand, lässt sich anbinden, steht, hat Fokus auf mich. Top soweit 👍🏻 ABER die anderen Pferde. Folgen die anderen, dann wie oben beschrieben. Wenn nicht, zwar ähnlich, aber ab gewissen Abstand immer wieder Blick zurück, wiehert, bleibt auch mal kurz stehen, lässt sich aber ohne weiteres wieder zum Folgen animieren. Am Putzplatz (Herde nicht mehr sichtbar) am tänzeln, guckt immer wieder Richtung Herde, wiehert. Tatsächlich fängt sie auch an zu zittern und zu schwitzen. Aber sie reißt Sih nicht los o.Ä. „Meistens“ achtet sie auch auf mich, aber manchmal ist sie dann auch so aufgeregt (weil Herde nicht da), dass sie mich schlichtweg mit Hintern anrempelt. Merkt sie meistens von alleine und entfernt ihr Hinterteil von mir weg, aber manchmal muss ich mich dann tatsächlich deutlich bemetkbar machen (normalerweise reicht ein leichter Fingertipp, um sie zu drehen. „Deutlich“ geht dann Richtung kneifen). Ich kann sie satteln, putzen, Hufe machen. Letzteres Bedarf in dieser Situation dann deutlichen verbalen Hinweis, wenn Huf hoch („Nein Blüte!“).
    Ich lobe sie, wenn sie auch nur kurz runter kommt, habe es ansonsten so gehalten, ihr „Getue“ zu ignorieren. Mit mäßigen Erfolg. Futter frisst sie nur in Gesellschaft, egal wie hungrig. Sobald die Herde in Sicht, Pony völlig tiefenentspannt.
    Alleine ausreiten geht auch, die ist dann „nur“ im schnellen Schritt unterwegs und ruft immer mal wieder. Obwohl sie beim Alleine Ausritt händelbar ist, hat sie Stress. Ist klitschnass geschwitzt, auch wenn es nur ein kurzer, leichter Ausritt war. Training: Bodenarbeit gehört zum regelmäßigen Training, Wie Platzarbeit und Geländeritte. Hole sie regelmäßig auch nur zum Putzen und füttern hoch.

    Dafür hätte ich gerne ein paar Tipps, wie ich daran weiter arbeiten kann. Oder andere Trainingsansätze 🙂

    Antworten
    • Hallo liebe Sandra,

      alles was ich in dem Fall machen würde, machst du schon. Für die weitergehende Arbeit gibt es dann (für mich – vielleicht wissen/können Andere da aber auch mehr!) keinen „Leitfaden“ mehr. Ich versuche dann ganz individuell herauszufinden, was bei dem Pferd helfen kann und was es braucht. Das hat ein bisschen etwas von Detektivarbeit und kostet viel Zeit. So übers Internet – ohne euch zu kennen – kann ich dir dabei leider nicht helfen. Vielleicht wäre es auch einen Versuch wert mal in Richtung Clickertraining zu schauen, da gibt es einige Möglichkeiten mit solchen Problemen umzugehen.
      Man muss auch dazu sagen, dass es Pferde gibt, die alleine (oder nur mit dem Menschen) nie völlig entspannt sein werden – auch das muss man akzeptieren. Wobei es in eurem Fall ja schon sehr anstrengend für deine Stute klingt, es wäre schon gut, wenn sich das noch ein bisschen verbessert und ich würde noch nicht gleich aufgeben.

      Liebe Grüße,
      Christina

      Antworten
  3. Hallo,
    Ich habe aktuell ein Problem mit einem klebendem Pferd. Er klebt allerdings an allem was vor ihm herläuft. Es ist ihm egal ob Reiter oder Mensch oder Hund die Hauptsache er kann hinterherlaufen.
    Wenn ich mit ihm alleine auf dem Platz reite ist es kein Problem, er hört zu und macht gut mit. Probleme bekomme ich sobald ein weiteres Pferd dazukommt. Er drängelt halt extrem hin, ignoriert dabei auch jede Warnung des anderen Pferdes. Versuche ich ihn weg zu lenken bleibt er stehen und rührt sich nicht mehr. Selbst die Gerte interessiert ihn nicht mehr, er läuft erst wieder los wenn er den anderen vor sich hat, ich kann ihn allerdings anhalten auch wenn er gerne hinterher möchte. Steh ich in der Mitte (Zügel auf dem Hals liegend) dreht er sich mit dem anderen mit ohne loszulaufen. Ich kann allerdings nichts mit ihm machen weil er immerzu stehen bleibt. Steige ich dann ab läuft er Problemlos mit mir mit, egal wohin. Ich würde ihn gerne wieder in Gang bekommen auch wenn ein anderes Pferd dabei ist und ohne Einsatz der Gerte. Hättest du irgendwelche Tipps?

    Antworten
    • Hallo liebe Jasmin,

      lass ihn zu dem Pferd/Hund/etc. laufen und arbeite ihn dort (Volten, Seitengänge, etc). Biete ihm immer wieder an davon wegzulaufen und wenn er das zuslässt, dann bekommt er eine Pause. Also am fremden Pferd = Arbeit, davon weg = Pause. Früher oder später sollte er das verknüpfen und nicht mehr so sehr zu anderen Pferden ziehen.

      Liebe Grüße,
      Christina

      Antworten

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Christina

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Vor über 30 Jahren saß ich zum ersten Mal auf einem Pferd.
Seitdem habe ich viel erlebt und gelernt, hatte Erfolge und
Misserfolge, bin gestürzt und wieder aufgestiegen.
All diese Erfahrungen und mein Wissen aus vielen Jahren mit unterschiedlichsten Pferden teile ich hier mit Dir – natürlich immer
fair & pferdefreundlich.

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