Ein unpassender Sattel ist für das Pferd mindestens so unangenehm wie unpassende und drückende Schuhe für uns. Häufige Folgen können Druckstellen, Wunden, Verspannungen, Lahmheiten – und daraus folgend – Widersetzlichkeiten wie Buckeln, Steigen, Durchgehen und vieles mehr sein.
Jeder Sattel sollte regelmäßig vom Profi geprüft werden, aber auch als PferdebesitzerIn solltest du erkennen können, wenn der Sattel nicht mehr gut liegt und dem Pferd Schmerzen bereitet. Im Video (oder im Text darunter) stelle ich dir meine einfache Checkliste (für nicht-Profis) vor, anhand der du deinen Sattel überprüfen kannst.
Wann solltest du den Sattel überprüfen lassen?
Es ist wichtig, den Sattel regelmäßig auf seine Passform prüfen zu lassen, idealerweise 1-2 mal pro Jahr. Viele Sattler empfehlen sogar, den Sattel alle paar Monate zu überprüfen – allerdings ist das für die meisten Pferdebesitzer eher unrealistisch.
Besondere Aufmerksamkeit verdient der Sattel, wenn dein Pferd körperliche Veränderungen durchmacht. Hat es beispielsweise eine längere Krankheitspause hinter sich oder wurde es intensiv trainiert, sollte der Sattel unbedingt angepasst werden. Das gilt auch, wenn dein Pferd in der Winterpause an Muskulatur verloren hat oder im Frühjahr wieder mit dem Training begonnen wird.
Meine Nicht-Profi Checkliste für den Sattel
1. Die Symmetrie des Sattelbaums überprüfen
Der Sattelbaum ist das Grundgerüst des Sattels und spielt eine entscheidende Rolle für den korrekten Sitz. Der Baum sollte symmetrisch sein und es sollten sich keien Falten oder Verformungen im Leder der Sitzfläche zeigen. Ein asymmetrischer Sattelbaum führt zu ungleichmäßiger Druckverteilung und kann zu Schmerzen und Muskelverspannungen beim Pferd führen.
Überprüfe auch, ob der Sattelbaum bei Belastung (zum Beispiel wenn du dich in den Sattel setzt) zu viel Bewegung zulässt, knarzt oder queitscht – das kann ein Zeichen für Beschädigungen sein. In diesem Fall solltest du den Sattel von einem Sattler überprüfen lassen.
2. Die Lage des Sattels auf dem Pferderücken prüfen
Der Schwung des Sattels sollte in etwa dem Schwung des Pferderückens folgen, damit kein sogenannter Brückeneffekt entsteht. Das ist z.B. der Fall, wenn der Sattel im Vergleich zum Rücken zu gerade ist und nur vorne und hinten – nicht aber in der Mitte – aufliegt. Das kann zu deutlichen Druckstellen führen.
Der tiefste Punkt des Sattels sollte sich in der Mitte der Sitzfläche befinden, so dass du im Schwerpunkt sitzen kannst und dein Becken weder nach vorne noch nach hinten kippt. Das Kopfeisen sollte etwa zwei Fingerbreit hinter dem Schulterblatt des Pferdes liegen, damit es nicht in die Schulter drückt (viele ReiterInnen satteln zu weit vorne). Die hinteren Kissen des Sattels sollten nicht über die letzte Rippe hinausgehen. Das kann bei Pferden mit kurzem Rücken durchaus zu Problemen führen, wenn die ReiterIn eine größere Sitzfläche braucht.
Die Sitzflächengröße des Sattels richtet sich nämlich nach dem Gesäß der ReiterIn – du solltest weder in einem zu großen Sattel noch in einem zu kleinen sitzen, denn dann ist deine Beckenbeweglichkeit eingeschränkt und es gibt unter Umständen eine falsche Druckbelastung des Sattels und somit des Pferderückens. Besonders eine zu kleine Sitzfläche ist hier fatal.
Ein häufiges Problem ist, dass der Sattel zu eng oder zu weit ist. Ein zu enger Sattel schränkt die Bewegungsfreiheit der Schultern ein, während ein zu weiter Sattel Druck auf die Wirbelsäule ausüben kann. Wenn der Sattel nur vorne oder nur hinten zu weit oder zu eng ist, dann kippt er entweder nach vorne oder hinten und du kannst nicht mehr im Schwerpunkt sitzen.
3. Polsterung und Druckverteilung
Die Polsterung des Sattels sorgt dafür, dass dein Gewicht gleichmäßig auf dem Pferderücken verteilt wird. Überprüfe, ob die Polster gleichmäßig sind und keine Unebenheiten oder Verhärtungen aufweisen. Uneinheitliche Polsterungen können Druckstellen verursachen.
Fühle mit der Hand unter die Polster und überprüfe, ob die Druckverteilung gleichmäßig ist. Wenn du beim Reiten an bestimmten Stellen mehr Druck spürst, kann das ein Anzeichen dafür sein, dass der Sattel nicht gut passt oder dass das Pferd asymmetrische Muskelstrukturen hat.
4. Wirbelsäulenfreiheit sicherstellen
Der Bereich entlang der Wirbelsäule sollte im Sattel ausreichend Platz haben. Unter dem Reitergewicht sollten noch zwei Finger (übereinander) zwischen Wirbelsäule und Sattel passen. Wenn der Sattel zu weit oder zu eng ist und demensprechend auf der Wirbelsäule aufliegt, kann es zu schmerzhaften Druckstellen kommen.
5. Der Gurt und seine Position
Achte darauf, dass der Gurt symmetrisch verschnallt ist (also nicht auf einer Seite im obersten Loch und auf der anderen Seite im untersten) und weder zu locker noch zu fest sitzt. Der Gurt sollte eine Handbreit hinter dem Ellbogen liegen, um ein Scheuern daran zu vermeinden. Die Schnallen sollten über dem unteren Sattelblatt liegen oder unterpostert sein. Ein zu fest angezogener Gurt kann die Atmung deines Pferdes einschränken, während ein zu lockerer Gurt dazu führen kann, dass der Sattel verrutscht.
6. Beobachte dein Pferd nach dem Reiten
Schau dir nach dem Reiten den Rücken deines Pferdes genau an. Es sollte einen gleichmäßigen, symmetrischen Schweißabdruck zeigen. Ist das nicht der Fall, kann das ein Hinweis darauf sein, dass der Sattel nicht richtig sitzt. Achte darauf, ob sich Druckstellen bilden oder ob das Pferd an bestimmten Stellen empfindlich auf Berührung reagiert.
7. Verhalten des Pferdes beim Satteln
Zeigt dein Pferd beim Satteln oder beim Reiten ungewöhnliche Reaktionen wie Schlagen mit dem Schweif, Ohren anlegen oder sonstige Widersetzlichkeiten, kann das ein Anzeichen für Schmerzen oder Unbehagen sein.
Wenn du bei der Überprüfung des Sattels auf Unregelmäßigkeiten stößt oder dein Pferd Verhaltensänderungen zeigt, die auf Sattelprobleme hindeuten könnten, solltest du auf jeden Fall einen Profi hinzuziehen.
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