Reiturlaub in Argentinien: Paso Peruanos, Gauchos und die wilden Berge Cordóbas!

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Achtung: Ich war Anfang 2019 vor Ort und kann keine Garantie mehr dafür geben, dass alles noch so ist wie bei meinem Besuch!

Funkelnde Sonnenstrahlen schneiden durch die Staubwolken, als wir auf einen breiten Sandweg zwischen hohen Bäumen einbiegen.

„Gleich sind wir da!“, sagt Kathrin mit einem breiten Grinsen von der Rückbank des großen, weißen Pickups. Ich habe eine wilde Mischung aus Aufregung und Vorfreude im Bauch – noch sind wir nicht da und ich weiß nicht, was mich am Ende des langen, sandigen Weges erwartet. Natürlich habe ich unser Ziel, die Estancia Haras Ampascachi, auf Fotos gesehen, aber die Realität sieht ja oft anders aus.

Noch sitze ich mit der deutschen, aber schon lange in Argentinien lebenden Kathrin, Pablo, einem der Besitzer von Ampascachi, Ramon und Alberto, den Trailguides, im Auto. Wir sind alle etwas müde, am Abend zuvor waren wir auf einem ursprünglichen Gaucho-Fest in Ramons Heimatdorf in den Bergen und haben bis in die Nacht mit gutem Essen, argentinischer Musik, stolzen Pferden und traditionellen Tänzen gefeiert. Als einzige Touristin wurde ich mit Begeisterung und Herzlichkeit empfangen und musste so viele verschiedene Gerichte ausprobieren, dass ich einen Tag später immer noch völlig vollgefressen bin. Wenn mir dieser erste Tag in Argentinien eins gezeigt hat, dann dass die Menschen hier unfassbar gastfreundlich sind – ob man Spanisch spricht oder nicht (mein Spanisch beschränkte sich zu Beginn der Reise auf „hola, qué tal“, „una cerveza por favor“ und „vamos a la playa“ – und ich trinke nicht mal gerne Bier)!

Der Pickup poltert um eine letzte Kurve des mittlerweile dicht bewachsenen Weges und ich erhasche meinen ersten Blick auf die weißen Mauern der Estancia Ampascachi.

Schwarze Eisentore öffnen sich automatisch und geben uns den Weg frei auf das weitläufige, grüne Gelände der Estancia. Das weiße, U-förmige Herrenhaus mit seinem überdachten Rundgang strahlt in der Sonne, ein alter, knorriger Baum spendet Schatten für eine Bank zu seinen Füßen und ein paar Hunde springen zur Begrüßung um unser Auto.

Wow. „Lindo“ ist das erste neue spanische Wort, das ich lerne: „schön“.

Du willst mich bei meinem ersten Tag auf der Estancia begleiten? Dann schau hier ins Video:

Die Estancia

Das alte Kolonialgebäude der Estancia stammt noch aus dem 19ten Jahrhundert und wurde mit viel Liebe und Blick auf’s Detail hergerichtet. Ich staune über die clevere Konstruktion des Gebäudes und die hohen, luftigen Decken der Zimmer, in denen es sogar im heißen Sommer ohne Klimaanlage angenehm kühl ist.

Nach der langen Autofahrt und einer kurzen Siesta in meinem luxuriösen Zimmer wandere ich über einen kleinen Teil der 8 Hektar Land, die zur Estancia gehören. Durch meine Vorhänge im Zimmer habe ich Pferde gesehen, da hält es mich natürlich nicht drinnen. Auf dem Weg zu ihnen entdecke ich einen schönen, steinernen Pool, ruhe mich im Schatten der Bäume aus, betrachte die Sonne, die zwischen Palmwedeln hindurchfunkelt und kreuze einen munter plätschernden Bach, der durch’s Gelände fließt. „Hier könnte man nen kitschigen Rosamunde Pilcher Film drehen, so schön und idyllisch ist das“, denke ich grinsend, während ich mich umschaue.

Und dann komme ich bei den Pferden an. Neugierig betrachten sie mich von ihrem Platz im Schatten großer Bäume, inmitten einer weitläufigen Koppel. Die Koppel schließt an einen Paddock mit Unterstand an, nebenan ist ein großer, grasbewachsener Reitplatz und die Sattelkammer.

Die Pferde

Direkt an der Estancia leben gerade 12 Pferde der Rasse Paso Peruano. Sie sind wegen mir hier: Wenn keine Gäste zum Reiten da sind, leben sie mit den anderen Pferden der rund 80 köpfigen Herde auf 500 Hektar Gelände ein paar Autominuten (oder 20 Minuten zu Pferd) von der Estancia entfernt.

Seit über 20 Jahren werden auf Ampaschachi mit großer Liebe zur Rasse Paso Peruanos gezüchtet. Der Fokus liegt hierbei auf gesunden, lauffreudigen und trittsicheren Pferden. Deshalb werden häufig Pferde zur Zucht genommen, die nicht aus der „Show-Szene“ kommen. Um tagelange Touren durch die wilden Argentinischen Berge zu schaffen, ist nicht nur Training wichtig, sondern auch ein solides, gesundes Fundament.

Die Pferde leben und wachsen im Herdenverband auf und werden auf dem Gelände trainiert. Das Training hat viele Parallelen zu klassischem Horsemanship. Erst werden die Signale und Basics am Boden trainiert, dann geht es langsam und mit Geduld an das Training im Sattel. Ich habe das Vergnügen dem Pferdetrainer Manuel einen Nachmittag lang bei seiner Arbeit zuzuschauen und bin begeistert von seinem perfekten Timing und seiner geduldigen, ruhigen Art.

Das Ergebnis seiner Arbeit kann ich täglich im Sattel genießen: Die Pasos von Ampaschachi sind lauffreudig, nervenstark und wahnsinnig fein zu reiten. Jede Verlagerung des Gewichts bringt eine sofortige Reaktion, jedes Zügel anlegen an den Hals lenkt die Vorhand und mit den Kreuzhilfen lässt sich die Geschwindigkeit des bequemen Paso Llano stufenlos erhöhen oder verlangsamen.

Das ist nämlich die Besonderheit der Paso Peruanos: sie sind nicht nur trittsicher und ausdauernd, sondern sie sind Gangpferde und laufen den super bequemen Paso Llano. Das ist eine Viertaktgangart wie der Tölt der Isländer. In diesem bequemen Gang tragen mich die Pasos unermüdlich über Stock und Stein und durch die wunderschöne Landschaft rund um die Estancia.

Und wegen dieser Gangart und ihrem guten Charakter eignen sich die Paso Peruanos von Ampascachi auch besonders zum Reiten lernen: Anfänger und Wiedereinsteiger sind jederzeit willkommen und können neben den Ausritten auch Unterricht auf dem Reitplatz der Estancia bekommen.

Reiten in Argentinien

„Ach Argentinien, klar, das ist schön, aber da siehst du doch tagelang nichts außer Pampa und Gras!“

Den Satz habe ich bei meinen Reisevorbereitungen öfter gehört. Meistens von Menschen, die noch nicht in Argentinien waren. Oder nicht in der Ecke Argentiniens, in der ich war.

Denn glücklicherweise sehe ich in meiner Woche bei Ampascachi sehr viel mehr als nur Pampa und Gras. Unsere Ritte führen uns durch Flusstäler, die mich ans exotische Indien erinnern, über grüne Wiesen entlang des Ufers großer Seen, über Felsbrocken in die Berge und über schmale Pfade zwischen dichten Büschen und Bäumen.

Ich bin überrascht und begeistert von der Vielfältigkeit der Natur und immer wieder überwältigt von unglaublichen Aussichten in den Bergen.

Weil ich stationär auf der Estancia bin, aber gerne die Gegenden sehen möchte, durch die die Wanderritte führen, fahren wir einen Teil der Strecke mit dem Pickup ab – oder zumindest in der Nähe der Strecke, denn die Wanderritte sind häufig abseits von Straßen und Zivilisation.

Je tiefer wir mit dem Pickup (der glücklicherweise Offroad-geeignet ist) in die Berge fahren, desto überwältigter bin ich von der Weite und Schönheit der Landschaft. Wir fahren durch unendliches Grasland, in dem große Felsblöcke wie von Künstlerhand verstreut liegen, wir sprechen mit Menschen an einsamen Höfen, die noch völlig im Einklang mit der Natur und ihren Tieren leben und deren Kinder zur Schule reiten, wir machen Pause am Rand einer riesigen Schlucht, während Condore über uns kreisen.

Dieses Land trifft mich wie ein Schlag zwischen die Augen: ich merke, dass ich kaum blinzele um ja nichts zu verpassen und dass ich mich gar nicht sattsehen kann. Die endlose Weite, untermalt von den Geräuschen des Windes und dem Zwitschern der Vögel ist wie Balsam für die Seele und ich merke, wie ich zur Ruhe komme. Und mir wird mit jedem Kilometer klarer: diese Strecke will ich reiten! Mit dem Auto ist das zu schnell, nicht genug Zeit um alles aufzunehmen. Diese wechselnde, wilde und weite Landschaft ist dazu gemacht auf dem Pferderücken entdeckt und erlebt zu werden.

Für mich steht also fest: Ich muss zurück zu Ampascachi und einen der Wanderritte machen. Wenn Du auch interessiert bist, schreib mir eine Mail, vielleicht kriegen wir ja eine Herzenspferd-Gruppe zusammen, ich übernehme gerne die Organisation!

Das Essen

„Du isst schon echt wenig, Christina!“

Ich halte im Kauen inne und schaue Pablo mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dann schlucke ich meine riesen Portion herunter und frage ihn, ob er mich eigentlich veräppeln will. Ich esse hier ungefähr doppelt so viel wie normal und rolle mich jeden Abend in mein Bett. Das sagt etwas über die Qualität des Essens aus, aber auch über die Portionsgrößen der Argentinier – es könnten immer mindestens die doppelte Anzahl an Menschen mitessen.

Argentinien ist natürlich für sein Rindfleisch bekannt – und da wird nicht übertrieben, das Fleisch ist fantastisch. Aber auch Vegetarier und Veganer brauchen keine Angst vorm „Fleisch-Land“ Argentinien zu haben: Bei Ampascachi kochen zwei fantastische und nette Köchinnen hervorragende vegetarische und vegane Gerichte. Auch auf Allergien und Unverträglichkeiten wird selbstverständlich Rücksicht genommen. Und die argentinische Küche kann viel mehr als nur Fleisch. Das Essen ist abwechslungsreich und gut und ich freue mich, viele traditionelle Gerichte der Region – teils mit modernem Twist – kennenzulernen.

Die ersten paar Tage auf der Estancia essen wir im großen Esszimmer. Als mich aber dann Virginia, die mir in der Woche Gesellschaft leistet, fragt, ob wir nicht in der Küche essen wollen, kann ich nicht schnell genug „ja“ sagen. Die Küche ist mein Lieblingsort der Estancia: Sie ist riesig, mit großen, alten Herden, Grillstellen, Steinöfen und zusammengewürfelten Tischen. Von der Decke hängen unzählige Töpfe und Pfannen, Suppenkellen und getrocknete Kräuter. Genau so stelle ich mir eine Küche aus dem 19ten Jahrhundert vor, urig, rustikal und gemütlich.

Von da an verbringen wir jeden Abend mit dem gesamten Ampascachi Team in der Küche, essen, trinken Mate, quatschen und lachen bis mir die Tränen über die Wangen laufen. Die Menschen aus Cordobá sind richtige Spaßvögel und unglaublich gastfreundlich. Ich fühle mich wie ein Teil der Familie und jeden Tag mehr wie zu Hause. Mein Spanisch verbessert sich rasend schnell in der netten Gesellschaft, wobei der aktuelle Fokus meiner begeisterten Gastgeber eher darauf liegt mir möglichst viele Schimpfwörter beizubringen. Aber die sind ja auch wichtig und nützlich!

Essen in Argentinien ist also viel mehr als nur Nahrungsaufnahme: Es ist Genuss und Geselligkeit und ein wichtiger Teil des Tages zum Entspannen und Spaß haben.

Die Menschen

Es mag wie ein Klischee klingen, aber bei all meinen Reisen sind es immer auch die Menschen, die ein Land unvergesslich machen.

In Argentinien ist das nicht anders und vielleicht sogar noch ein bisschen einfacher, als an anderen Orten. Nirgends wurde ich bisher so herzlich empfangen und nirgends habe ich mich so schnell als Teil der Familie gefühlt (außer in Island, aber Hlín kannte ich ja schon vorher).

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Ich habe das Ampascachi Team in gerade einmal einer Woche so sehr ins Herz geschlossen, dass ich am Flughafen bei meiner Abreise mit den Tränen gekämpft habe (ok ok, ich geb’s zu, ich war der peinliche Mensch der am Flughafen heult). Mit Virginia, Pablos Schwester und Mitbesitzerin der Estancia, telefoniere ich bis heute noch regelmäßig.

Wie selbstverständlich war ich Teil der Runde, wenn der traditionelle Mate Tee herumgereicht wurde, Witze wurden für mich übersetzt, mit großer Begeisterung wurde für mich Essen zum Probieren bestellt und einfach alles dafür getan, dass ich mich wohl fühle.

Und nicht nur das Ampascachi Team zeigte mir die größte Gastfreundschaft, auch die Menschen, die ich auf dem Gaucho-Festival in San Jeronimo getroffen habe oder die Familie, die im kleinen Dorfladen-Restaurant für uns Mittagessen gekocht hat, sind mir herzlich, offen und neugierig begegnet. Und das alles mit nur ein paar Brocken Spanisch meinerseits und Übersetzer.

 

Mein Fazit

Wenn Du bis hierher gelesen hast, wird es Dich nicht überraschen: Ich hatte eine fantastische Zeit bei Ampascachi und in Argentinien. Die Menschen sind unfassbar gastfreundlich und herzlich, die Pferde sind ein Traum und leben unter idealen Bedingungen, die Estancia ist wie aus einem Film, die Landschaften sind vielfältig und atemberaubend. Argentinien ist definitiv das Land der Superlative und ich kann ihm mit meinen Berichten, Fotos und Videos kaum gerecht werden.

Der weite Flug und die Kosten lohnen sich – zumindest für mich – absolut (man kann ja auch noch ein bisschen länger im Land bleiben und sich zum Beispiel Buenos Aires anschauen). Es ist schwer so viel Weite und Freiheit in Europa zu finden. Ich werde definitiv nicht das letzte Mal dort sein – falls Du Interesse hast mal mitzukommen, schreib mir gerne eine Email!


*Vielen Dank an Ampascachi für die Einladung. Alle Meinungen sind wie immer meine!*

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Christina

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Vor über 30 Jahren saß ich zum ersten Mal auf einem Pferd.
Seitdem habe ich viel erlebt und gelernt, hatte Erfolge und
Misserfolge, bin gestürzt und wieder aufgestiegen.
All diese Erfahrungen und mein Wissen aus vielen Jahren mit unterschiedlichsten Pferden teile ich hier mit Dir – natürlich immer
fair & pferdefreundlich.

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