Gebissloses Reiten erfreut sich immer größerer Beliebtheit – zu Recht. Das Reiten ohne Gebiss kann einige Vorteile mit sich bringen, es verlangt zum Beispiel vom Reiter sich deutlich mehr auf seinen Sitz zu konzentrieren und hilft dabei, zügelunabhängiger zu reiten. Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich auch, dass gebissloses Reiten häufig angenehmer für’s Pferd ist.
Wie Du Dein Pferd auf gebissloses Reiten umstellen kannst und worauf Du unbedingt achten solltest, erkläre ich im Video. (Du willst das Ganze lieber lesen? Dann lies einfach hier unter dem Video weiter, da habe ich alle Infos zusammengefasst)
Die richtige gebisslose Zäumung
Um Dein Pferd auf das Reiten ohne Gebiss umzustellen, brauchst Du zuerst eine gebisslose Zäumung. Welche für Dich und Dein Pferd am besten passt lässt sich pauschal nicht sagen, das hängt individuell von euch ab und auch davon, was Du mit Deinem Pferd machen möchtest. Reitest Du z.B. nur am langen Zügel im Gelände, kannst Du dir eine Zäumung aussuchen, bei der Du keinen dauerhaften Zügelkontakt brauchst. Möchtest Du dagegen Dressur reiten, sollte eine dauerhafte Anlehnung möglich sein.
Hier habe ich eine Übersicht über die häufigsten gebisslosen Zäumungen und ihre Wirkung. Für den Einstieg würde ich ein Sidepull oder einen LG-Zaum empfehlen, damit kannst Du nicht viel falsch machen und die meisten Pferde verstehen die Hilfen recht schnell.
Die richtige Vorbereitung
Wenn Du zum ersten Mal gebisslos reiten möchtest ist es wichtig, dass Du das in einer sicheren Umgebung tust – also in einer Halle oder einem umzäunten Platz. Du weißt nicht wie Dein Pferd reagiert und solltest hier kein Risiko eingehen.
Eine weitere wichtige Vorbereitung ist zu überprüfen, ob Deine Pferdehaftpflicht auch gebissloses Reiten versichert. Gerade wenn Du auch gebisslos Ausreiten möchtest, ziehen da viele Versicherer ihre Grenze – das heißt wenn draußen etwas passiert und Du gebisslos unterwegs warst, zahlt die Versicherung nicht!
Ich kann hier nur wärmstens die Pferdehaftpflicht von Haftpflichthelden.de* empfehlen, die versichern gebissloses Reiten im Gelände und sogar Reiten mit Halsring und ohne Sattel (neben ganz vielen anderen Dingen). Wenn Du den Code HZPD0 angibst, bekommst Du auch noch dauerhaft einen Monat beitragsfrei – Du zahlst dann jedes Jahr nur für 11 Monate und der 12te ist umsonst!
Der richtige Start ins gebisslos Reiten
Die Umstellung auf gebissloses Reiten ist meistens gar keine große Sache – die Zügelhilfen sind nämlich nur ein kleiner Teil aller Hilfen, die Du beim Reiten zur Verfügung hast.
Wenn Dein Pferd gut geritten ist und Du Deine Sache als Reiter gut machst, sollte die primäre und wichtigste Hilfe sowieso der Sitz sein. Jede Lektion, die Du mit Deinem Pferd reitest, wird mit dem Sitz gestartet. Dazu kommen Schenkel- und Stimmhilfen – die Zügelhilfen sind nur eine Ergänzung!
Damit Dein Pferd nun lernt die neuen Signale an der gebisslosen Zäumung zu verstehen (vorher bekam es Signale ans Maul, nun bekommt es sie in der Regel auf den Nasenrücken), musst Du in kleinen Schritten vorgehen. Du reitest eine Lektion genau so wie mit Gebiss: Mit speziellem Fokus auf deinem Sitz und den anderen Hilfen. Die Zügelhilfen gibst Du genauso, wie Du sie mit Gebiss geben würdest. Wenn Dein Pferd auch nur einen kleinen Ansatz der richtigen Reaktion zeigt, lobst Du sofort. Dadurch, dass außer der Zügeleinwirkung alle anderen Hilfen gleich bleiben, sollte Dein Pferd schon eine gute Ahnung davon haben, was Du von ihm möchtest.
Essentiell ist eben, dass Du Deinen Sitz gut und bewusst einsetzt!
Zum Durchparieren würdest Du also z.B. so vorgehen:
- Ausamten/Bauchnabel nach innen ziehen und Becken abkippen (siehe Ohren-Trick)
- Beine leicht ans Pferd
- Zügel leicht aufnehmen
- Wenn Dein Pferd langsamer wird oder sogar anhält: Loben!
Beim Reiten von Biegungen sähe es so aus:
- Innere Hüfte leicht vor
- Äußerer Schenkel verwahrend leicht zurück
- Oberkörper dreht sich leicht in Bewegungsrichtung (Du schaust, wo Du hinreitest)
- Innerer Zügel stellt das Pferd, äußerer Zügel verwahrt
- Lässt sich Dein ansatzweise Pferd stellen und gibt auf den inneren Zügel nach: Loben!
Bei jeder Lektion kommt der Sitz zuerst und zeigt dem Pferd schon, was verlangt wird!
Bei Pferden, die zum Durchgehen neigen, habe ich übrigens schon oft die Erfahrung gemacht, dass das Problem verschwindet oder sich zumindest bessert, wenn ich sie gebisslos reite. Natürlich muss man auch hier immer überprüfen, warum das Pferd durchgeht und an den zugrundeliegenden Problemen arbeiten! Aber das Reiten ohne Gebiss bringt häufig etwas Entspannung in die Situation und hilft mehr als ein Wettrüsten auf immer schärfere Gebisse um das Pferd damit zu stoppen.
Fazit
Die Umstellung auf gebissloses Reiten ist meistens unproblematisch und geht recht schnell – wenn man seinen Sitz gut einsetzen kann.
Gebissloses Reiten zwingt einen als Reiter dazu, sich mehr mit seinem Sitz auseinanderzusetzen und weniger zügeldominiert zu reiten – was sowohl für’s Pferd als auch für den Reiter eine gute Sache ist. Auch Dressurreiten und Reiten in Anlehnung ist gebisslos möglich und viele Pferde laufen ohne Gebiss sehr zufrieden. Selbst wenn Du nicht dauerhaft gebisslos reiten möchtest, kann ich doch nur empfehlen es immer wieder mal ins Training einzubauen, um an Deinem Sitz und der Verfeinerung Deiner Zügelhilfen zu arbeiten.
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