Futterlob & Futtererziehung beim Pferd + Grastraining!

Dieser Artikel enthält werbende Inhalte. Mehr dazu liest Du hier!

Das Pferd mit Futter zu trainieren oder zu belohnen wird in der Reiterwelt gerne mal diskutiert: Die einen finden es super, die Anderen halten absolut gar nichts davon.

Was ich von Futterlob halte, wie meine Regeln zur Futtererziehung aussehen und was ich mache, wenn das Pferd beim Spazierengehen oder Ausreiten ständig Gras fressen will, erfährst Du im Video (Du willst das Ganze lieber lesen? Dann lies einfach hier unter dem Video weiter, da habe ich alle Infos zusammengefasst):

Futterlob: Vor- und Nachteile

Die Vorteile vom Training und Lob mit Futter liegen auf der Hand: Futter ist ein Grundbedürfnis des Pferdes und die meisten Pferde sind unheimlich motiviert, wenn es um Futter geht. Damit kann das Training mehr Spaß machen und man kann seine Trainingsziele teilweise schneller erreichen.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass manche Pferde durch den Einsatz von Futter gierig, aufdringlich oder sogar aggressiv werden können. Manche sind so übermotiviert, dass das Training in Stress ausartet.

Ein weiterer Grund, warum manche Menschen gegen den Einsatz von Futterlob beim Pferd sind ist, dass Pferde in freier Wildbahn sich gegenseitig kein Futter geben. Ihr Argument ist, dass der Mensch sich durch den Einsatz von Futterlob dem Pferd als rangniedriger darstellt, weil ein ranghöheres Pferd ein rangniedrigeres Pferd vom Futter wegtreiben würde.

Mal davon abgesehen, dass die Rangordnungstheorie mittlerweile ziemlich überholt ist (und Pferde sich nur gegenseitig vom Futter wegtreiben, wenn es nicht genug Futter gibt bzw. es auf zu wenig Fläche verteilt ist), sollte man sich schon im Klaren darüber sein, dass unsere Pferde wissen, dass wir keine Pferde sind. Wir stehen als Mensch mit unserem Pferd nicht in Konkurrenz um Ressourcen wie Futter, Lebensraum oder Ähnlichem. Natürlich müssen wir versuchen die Sprache der Pferde zu sprechen, aber die reine Gabe von Futter ist in der Regel unproblematisch (schließlich wird das Pferd auch ohne den Einsatz von Leckerlis im Training täglich vom Menschen mit Futter versorgt).

Was wir tatsächlich nicht zulassen sollten, ist, dass unser Pferd uns bedrängt, wenn es um Futter geht. Da kommt dann die Futtererziehung ins Spiel.

Futtererziehung

Ich sehe das Thema Futterlob – wie so viele Themen im Reitsport – nicht ganz so dogmatisch. Bei manchen Pferden setze ich Futterlob ein, bei anderen nicht. Gerade bei zurückhaltenden, in sich gekehrten oder unmotivierten Pferden habe ich super Erfahrungen mit Futterlob gemacht. Während ich bei sowieso schon charakterstarken und aufdringlichen Pferden eher vorsichtig bin. Wobei ich der Meinung bin, dass man mit der richtigen Erziehung bei jedem Pferd Futterlob einsetzen kann (wenn es nicht aus gesundheitlichen Problemen keine Leckerlis bekommen darf).

Futterregeln

Ich habe ein paar Regeln, die ich den Pferden beibringe mit denen ich arbeite und die ich konsequent durchsetze:

  • Es gibt kein Futter, wenn das Pferd bettelt: So lange das Pferd bettelt wird es ignoriert. Sobald es kurz damit aufhört, bekommt es seine Belohnung. Wenn Dein Pferd beim Betteln sehr aufdringlich ist, kannst Du es zum Üben hinter einen Zaun stellen, so dass es Dich nicht erreichen kann. Wenn Dein Pferd nach der Futtergabe wieder anfängt zu betteln, ignorierst Du es so lange (hier kann es auch helfen sich wegzudrehen), bis es aufhört, dann bekommt es wieder ein Leckerli.
  • Es gibt kein Futter, wenn das Pferd aufdringlich ist, an der Jacke/dem Leckerlibeutel rumknabbert oder schnappt: Genau wie beim bettelnden Pferd bekommt das Pferd hier nur etwas, wenn es sich höflich benimmt. Ein aufdringliches Pferd, das Dir zu nahe kommt, dich bedrängt oder nach Dir schnappt, solltest Du energisch wegschicken.
  • Das Pferd bekommt sein Leckerli nicht in meinem Körperbereich: Wenn Du Deinem Pferd ein Leckerli gibst, dann nicht in der Nähe Deines Körpers oder Deiner Jackentasche/dem Leckerlibeutel. Stattdessen hältst Du den Leckerli in den Bereich Deines Pferdes oder sogar auf die Seite seines Kopfes, die von Dir entfernt ist (so dass Dein Pferd seinen Kopf von Dir wegdrehen muss). Auch hier kannst Du das mit einem Zaun zwischen Dir und Deinem Pferd üben, falls es zu aufdringlich ist.
  • Wenn mein Pferd aufdringlich wird, schicke ich es weg – ich bin nicht der, der ausweicht: In den Punkten davor habe ich schon erklärt, dass Du Dein Pferd wegschicken solltest, wenn es zu aufdringlich wird. In der Pferdewelt ist der der „Chef“, der den anderen bewegt. Du möchtest Dich also nicht von Deinem Pferd wegdrängen lassen, sondern Du bist derjenige, der sich Platz verschafft, wenn es Dir zu nahe kommt.

Grastraining

Vor allem im Frühjahr sind viele Pferde richtig ausgehungert auf das frische, grüne Gras. Gerade zu der Zeit taucht dann oft das Problem auf, dass das Pferd beim Spazierengehen oder beim Ausreiten Gras fressen will und davon kaum (oder gar nicht) abzuhalten ist.

Um dem Pferd das unkontrollierte Fressen abzugewöhnen, kannst Du folgendes machen:

  • Sobald das Pferd Anzeichen zeigt, dass es gleich zum Gras abtauchen wird, lässt Du es arbeiten: Reite Volten, Schenkelweichen, Seitengänge, Übergänge, Achten (das kannst Du auch vom Boden aus machen, wenn Du mit Deinem Pferd spazieren gehst). Es ist völlig egal was Du tust, Hauptsache Du beschäftigst Dein Pferd und es ist anstrengend. Wenn Du das jedes Mal konsequent so machst, wird Dein Pferd lernen, dass es immer dann unangenehm oder anstrengend wird, wenn es Gras fressen will. Pferde sind von Natur aus Energiesparer und möchten möglichst wenig Anstrengung, deshalb wird es mit der Zeit weniger nach Gras schnappen. Entscheidend ist hier, dass Du schon eingreifst bevor Dein Pferd zum Gras abtauchen kann – wenn es einmal den Kopf runtergerissen hat, wirst Du es nämlich kaum wieder hochholen können, dazu haben die meisten Pferde einfach zu viel Kraft im Hals.
  • Alternativ (oder in Verbindung damit) kannst Du Deinem Pferd beibringen, dass es nur auf Dein Signal hin Gras fressen darf. Dein Pferd lernt dann, dass es zwar nicht Gras fressen darf wann es möchte, es aber trotzdem etwas Gras abbekommt, weil Du irgendwann das Signal gibst. Das ist für viele Pferde einfacher auszuhalten als gar nicht fressen zu dürfen. Um das Deinem Pferd beizubringen, solltest Du in einem Moment, in dem es nicht selbst nach dem Gras schnappt, ein Signalwort geben (z.B. „Gras“), die Zügel lang lassen und es fressen lassen. Wenn Dein Pferd dann irgendwann den Kopf hebt (und das tun sie alle), reitest Du energisch weiter. Nach ein paar Schritten (und nur wenn es nicht nach Gras schnappt) gibst Du dann wieder das Signalwort, lässt die Zügel lang und Dein Pferd darf fressen, bis Du wieder weiterreitest. Wenn Du das ein paar Mal wiederholst wird Dein Pferd vermutlich relativ schnell das Signalwort erkennen und lernen, dass es fressen darf, aber eben nur wenn das Signal kommt.

Wenn Deine Erziehungsmaßnahmen über einen längeren Zeitraum so gar nicht wirken wollen, solltest Du auf jeden Fall auch mal überprüfen ob Dein Pferd generell genug zu Fressen bekommt oder irgendwelche Nährstoffmängel hat. Futtererziehung bei einem hungrigen Pferd ist natürlich ungleich schwieriger.

Fazit

Futtererziehung hat sehr viel mit Konsequenz zu tun. Du musst Deine Futterregeln jeden Tag auf’s Neue durchsetzen und nicht nur, wenn Du gerade Lust hast und dran denkst. Nur wenn Du da konstant dran bleibst kommst Du wirklich weiter. Futter ist ein Grundbedürfnis des Pferdes, deshalb ist gerade hier die Erziehung nicht nur super wichtig, sondern auch manchmal etwas schwieriger oder langwieriger.

Die Futterregeln gelten übrigens nicht nur für Leckerlis, sondern auch für den Zeitpunkt, wenn ich meinem Pferd sein Müsli oder sontiges Futter gebe. Es bringt nichts bei Leckerlis auf die Regeln zu achten, wenn mein Pferd mich dann nach der Reitstunde über den Haufen rennen darf um an sein Müsli zu kommen!

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Christina

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Vor über 30 Jahren saß ich zum ersten Mal auf einem Pferd.
Seitdem habe ich viel erlebt und gelernt, hatte Erfolge und
Misserfolge, bin gestürzt und wieder aufgestiegen.
All diese Erfahrungen und mein Wissen aus vielen Jahren mit unterschiedlichsten Pferden teile ich hier mit Dir – natürlich immer
fair & pferdefreundlich.

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