Reitsafari im Okavango Delta: Galoppaden durchs Wasser, Palmen und die Big 5

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Heute nimmt euch Gastautorin Line von Off The Path mit auf eine traumhafte Reitsafari im Okavango Delta – viel Spaß beim Träumen!

Orapas Ohren sind spitz nach vorne gerichtet: Keine 100 Meter von uns entfernt stapft eine riesige Elefantenherde durchs hohe Gras, darunter auch ein paar Jungtiere. Es ist der erste Morgenritt auf unserer Reitsafari im Okavango Delta und ich bin jetzt schon sprachlos.

Als ich mich umdrehe, sehe ich in der Ferne erst eine, dann zwei, dann drei Giraffen. Wir beobachten die Dickhäuter noch ein wenig, wie sie einer nach dem anderen durch ein kleines Wasserloch waten. Während manche Elefanten zum Trinken stehen bleiben, planschen andere freudig herum und spielen mit ihrem Rüssel.

Als auch das letzte Tier wieder im Dickicht verschwindet, reiten wir weiter. Weiter durch eine Landschaft, die mich aufgrund ihrer Schönheit genauso verstummen lässt wie ihre Tierwelt. Bernie hebt seine Hand und schon springt Orapa freudig in den Galopp. Ein wenig erinnert mich der hübsche braune Wallach an mein eigenes Pferd: fein zu reiten, sensibel und lauffreudig.

Wir galoppieren über offene Grasflächen, durch tiefe Sandwege oder folgen schmalen Tierpfaden. Es ist heiß und anstrengend, viel anstrengender als auf meiner letzten Pferdesafari in Südafrika und im Osten Botswanas. Zugegeben, bin ich aber auch nicht mehr ganz so fit wie vor zwei Jahren. Auch das Gelände ist ein anderes und fordert viel mehr Konzentration vom Reiter.

Dafür ist die Kulisse einzigartig: Palmen wedeln in mehreren Metern Höhe im Wind, die ersten Wasserläufe bahnen sich ihren Weg durchs Delta und zahlreiche Tierherden ziehen an uns vorbei, darunter Zebras, Gnus, Letschwe und sogar Büffel. Sie gehören neben Elefanten, Löwen, Leoparden und Nashörnern zu den berühmt-berüchtigten Big 5 – und alle nennen das Delta in Botswana ihr Zuhause.

Das Okavango Delta

“You can see the dogs swim just in front of our camp, right here.” erzählt mir Camp-Managerin Katie am nächsten Morgen beim Frühstück. Ich gucke sie unglaubwürdig an. Nicht nur die Big 5, sondern auch seltene Wildhunde leben im Okavango Delta. Ich habe schon einige Safaris im südlichen Afrika unternommen und bin bis dato nur einmal Wildhunden begegnet, das auch nur ganz kurz und in der Dämmerung. Erst letzte Woche hat eine Gruppe das hier ansässige Rudel vom Pferd aus aufgespürt – der Wahnsinn.

Das Okavango Delta befindet sich im Norden Botswanas und ist ein wahrlich magischer Ort: Jedes Jahr verwandelt die Flut eine eigentlich trockene Region in eines der tierreichsten Feuchtgebiete Afrikas. Denn anders als andere Flüsse, mündet der Okavango nicht etwa im Meer oder in einem See, sondern in der Kalahari-Wüste. Ganze 16.000 Quadratkilometer umfasst das Okavango Delta, was es zum größten Binnendelta unserer Erde macht. Seit 2014 gehört es außerdem zum UNESCO-Weltnaturerbe.

Mehr als 120 Säugetierarten wurden im Okavango Delta schon identifiziert, außerdem auch über 60 Reptilien und rund 450 Vogelarten. Diese überaus vielfältige und dichte Tierwelt liegt nicht nur an der enormen Größe des Deltas, sondern auch daran, dass der Wasserstand der Flut genau dann ihren Höhepunkt erreicht, wenn in der Wüste ringsherum die größte Trockenheit herrscht.

Wann und ob die Flut überhaupt kommt, das kann niemand zu 100% sagen. Die besten Chancen das Delta überflutet zu sehen hat man in der Regel in den Wintermonaten Juli und August. Dann steht das Wasser hier so hoch, dass man das Camp nur mit dem Boot erreicht. Katie zeigt auf den Steg, der in dieser Zeit als Anlegestelle dient. Überall entstehen dann kleine und größere Inseln im Delta, auf denen sich die Tiere sammeln.

Was ich in diesem Moment noch nicht weiß, ist, dass Bernie plant heute mit uns zur Flut zu reiten. Es ist Anfang Mai und die Flut seit ein paar Tagen in Reichweite des Camps, rund 7 Kilometer entfernt, wie ich später von Bernie erfahre. Und als wir die Flut an diesem Morgen erreichen, bin ich erneut sprachlos.

Reiten in Botswana

Bernie schaut nach hinten und fragt, ob wir bereit seien. Wir nicken und schon gibt er das Zeichen zum Galopp. Mein Herz klopft vor Aufregung schneller. Der Moment, von dem ich so lange geträumt habe, ist nun Wirklichkeit geworden. Wir galoppieren durch die Flut des Okavango Deltas, neben uns rennt eine Herde Letschwes davon und mit jedem Galoppsprung wird mein Grinsen breiter.

Als das Wasser tiefer wird, pariert Bernie durch und bringt uns zum Halten. Er erklärt, dass wir nun ausnahmsweise nebeneinander galoppieren dürfen, jedoch weder zu weit in die Mitte noch zu weit nach außen an den Rand der Flut reiten sollen. Wir galoppieren erneut an und diesmal ist es nicht nur für die Pferde anstrengender, sondern auch für uns Reiter.

Das Wasser spritzt hoch, ich sehe kaum etwas und werde pitschnass. Das macht aber nichts, denn auch heute liegen die Temperaturen wieder bei um die 30 Grad. Als wir gegen Mittag zurück im Camp sind, ist mein Hemd längst trocken, mein Grinsen aber mindestens noch genauso breit. Später im Jahr, wenn das Wasser im Delta noch höher steht, kann man mit den Pferden auch schwimmen gehen, teilweise sogar direkt vom Camp aus.

Als mich am Nachmittag Mod, der Stall-Manager, auf dem Weg zu den Stallungen begleitet, frage ich ihn, was seine Lieblings-Jahreszeit fürs Delta ist. Er grinst und sagt, dass er den Mai und September am liebsten mag. Mai, weil es dann weder zu heiß noch zu kalt ist und man die Möglichkeit hat, sowohl im Trockenen als auch durch die Flut zu reiten. September, weil es dann wieder ein wenig wärmer wird und das Wasser mit etwas Glück noch am Camp ist. Außerdem ist das Gras im September kürzer und die Chancen Raubkatzen und Wildhunde zu sehen stehen dann höher.

Die Pferde

An diesem Nachmittag probiere ich das dritte Pferd aus. Denn statt auf Orapa, saß ich heute morgen noch auf Frenchie und nun steht Rambo gesattelt vor mir. Rambo? Von dem haben die Argentinier, die heute abgereist sind, berichtet, dass er nicht leicht zu reiten sei und ziemlich schnell wird.

Mod beruhigt mich: “You know how to ride and you will love him, trust me.” Insgesamt 54 Pferde stehen im Camp und bevor man seine Reise ins Delta antritt, bekommt man einen Fragenbogen zur Reiterfahrung zugeschickt. Umso genauer und ehrlicher man diesen beantwortet, umso einfacher ist es für Mod und sein Team passende Pferde für einen rauszusuchen.

Tatsächlich hat er mit Orapa genau die Art von Pferd für mich gewählt, die ich am liebsten reite. Allerdings musste ich mir eingestehen, dass so ein kleiner Ferrari unterm Sattel für mich während einer Reitsafari zu anstrengend ist. Schließlich wollte ich im Galopp auch einhändig reiten und mit meiner Gopro filmen. Jedoch hatte ich das Gefühl, dass Orapa an allen vorbei galoppieren würde, wenn ich ihm nicht meine volle Aufmerksamkeit als Reiter schenken würde.

So präsentierte mir Mod am nächsten Tag Frenchie und jetzt Rambo, und beide sehen sich zum Verwechseln ähnlich: Beide sind große, schlanke Füchse. Nur hat Frenchie eine etwas breitere Blesse als Rambo. Auch charakterlich ähneln sich die beiden sehr, wirken wie zwei große Kleinkinder und sind einfach nur liebenswürdig.

Und genau wie Orapa sind auch Frenchie und Rambo fein zu reiten, sensibel – und eher schnell. Rambo ist sogar ein ehemaliges Rennpferd, strahlt Mod. Allerdings ist ihr Galopp aufgrund ihrer Größe viel raumgreifender, sodass ich mich bei ihnen traue einhändig im leichten Sitz zu galoppieren und dabei zu filmen.

Sobald man seine zwei Lieblingspferde gefunden hat, wechselt man zwischen ihnen. So haben die Pferde immer einen Tag zwischen den Ritten frei. Neben temperamentvollen Pferden sind auch ruhige Charaktere dabei, sodass jeder fündig wird. Alle Pferde im Camp sind gut genährt und werden toll umsorgt. Tagsüber kommen sie raus auf die Koppel, nachts stehen sie zum Schutz im Stall.

Auch das Sattelzeug ist in einem guten Zustand. Hier kann man sogar wählen, ob man in einem Wintec-Dressursattel oder in einer Art Trail-Sattel reiten möchte. Letztere sind jedoch nicht unbedingt bequemer und gerade für die doch oft längeren Galoppaden macht es Sinn in den leichten Sitz zu gehen, was bei diesen Sätteln nicht leicht ist.

Die Guides & Sicherheit

Zu jedem Pferd kann Mod eine Geschichte erzählen und tatsächlich sollte er Recht behalten: Rambo ist am Ende mein absolutes Lieblingspferd. Generell sind die Guides im Camp alle absolute Pferdefreunde. Neben unserem Guide Bernie, arbeiten noch Thabo und Chief als Lead-Guides im Camp. Während zwei mit den reitenden Gästen das Delta im Sattel erkunden, steht der dritte für Safaris im Geländewagen oder im Boot zur Verfügung.

Auch Mod ist ausgebildeter Lead-Guide, bleibt jedoch gemeinsam mit Katie zurück im Camp, um in Notfällen jederzeit reagieren zu können. Während vormittags nur im Schritt oder Galopp geritten wird, finden die Ausritte am Nachmittag ausschließlich im Schritt und Trab statt. Das liegt daran, dass tagsüber ein Rettungshubschrauber im Okavango Delta im Einsatz und somit abrufbar ist.

“If you fall, don’t stand up” predigt uns Bernie direkt vorm ersten Ritt. Denn sollten wir aufstehen, dann können uns Löwen oder Elefanten schneller ausfindig machen, erklärt er uns im nächsten Satz. Zur Sicherheit haben er und Zepo, unser Backup-Guide, bei jedem Ritt ein Gewehr dabei.

Die Rollen der beiden sind klar aufgeteilt: Als wir auf einem der Ritte einer großen Büffelherde begegnen und diese nicht von uns ablässt, stellt sich Bernie mit seinem Pferd zwischen uns und die Herde. Währenddessen führt Zepo uns ruhig, aber zügig im Schritt davon, um der Situation zu entkommen. Dabei bin ich von Bernies ruhiger Ausstrahlung in diesem Moment genauso begeistert wie vom Mut seines Pferdes Murray. Nicht jedes Pferd hat die Nerven, um Lead-Horse zu werden.

Das Camp Macatoo

Neben Katie und den Guides, kümmern sich weitere Mitarbeiter um die Pferde und Gäste – insgesamt zählt das Team von Camp Macatoo 35 Köpfe. Bei Ankunft werden wir von ein paar Frauen mit Gesang empfangen und jeden Abend liegt eine Wärmeflasche bei uns im Bett. Es sind die kleinen Dinge, die hier herausstechen.

Aber auch das Camp selbst kann sich sehen lassen: Jedes Zelt verfügt über gemütliche Betten, ein eigenes Badezimmer und eine Terrasse mit Blick ins Delta. Die Ausstattung ist hochwertig und dadurch, dass die Zelte sich im Camp verteilen, genießt man absolute Privatsphäre. In der Mitte des Camps lädt eine Art Lounge mit Sofas und Sesseln zum Entspannen ein. Auch ein kleiner Pool ist vorhanden, doch als ich meine Hand ins Wasser tunke, zucke ich kurz zusammen, so kalt ist es. Da entspanne ich doch lieber im Schatten der Bäume und halte vom Deck des Pools nach Tieren Ausschau. Die kommen nämlich regelmäßig am Camp vorbei: Büffel, eine Hyäne und sogar ein Elefant hat uns schon einen Besuch abgestattet.

Früher war das Camp komplett offen, heute soll ein Zaun zumindest die großen Tiere davon abhalten hinein zu kommen. Leopardenspuren haben wir dennoch eines Morgens im Camp entdeckt. Bernie glaubt, dass der Leopard versucht hat die beiden Bushbucks zu jagen, die seit ein paar Tagen im Camp herumstreifen. Ich laufe zum Kühlschrank und hole mir eine Cola. Neben Wasser, Tee und Kaffee, sind auch Softdrinks und alkoholische Getränke inklusive, genauso wie alle Mahlzeiten – und die sind ziemlich üppig. Morgens bekomme ich vor Aufregung und gleichzeitiger Müdigkeit meistens nichts runter und esse nur eine Scheibe vom süßen, frischgebackenen Brot. Dafür bin ich immer die erste, die während der Pause beim Morgenritt ihren Apfel verputzt.

Und tatsächlich gewöhne ich mich schnell daran, mittags ein Glas Sekt in die Hand gedrückt zu bekommen. Einmal gibt es zum Mittagessen leckere Quiche, ein anderes Mal deftige Pasta mit Speck und immer einen frischen Salat dazu. Wieder ein anderes Mal reiten wir zum Lunch zu einer Holzplattform hoch in den Baumwipfeln, auf der nicht nur gegessen, sondern auf Wunsch auch übernachtet werden kann.

Und bevor wir uns nachmittags erneut in die Sättel schwingen, treffen wir uns zur obligatorischen Tea Time rund um die Feuerstelle und tauschen uns bei Kaffee, Tee und Kuchen über die Erlebnisse am Morgen aus. Genauso obligatorisch ist der Sundowner am Abend, bevor wir kurz nach Einbruch der Dunkelheit ein 3-Gänge-Menü genießen. Was das Essen und die Auswahl an Getränken angeht, fühle ich mich hier fast schon gemästet.

Zurück in die Zivilisation

Hupend fährt Thamo mit uns entlang der Landebahn. Wir müssen ein paar Zebras und Impalas vertreiben, damit unser Flugzeug landen kann. Jedes Camp im Okavango Delta besitzt seinen eigenen Airstrip. Entweder fliegt man von Maun im Süden oder von Kasane im Norden ins Delta. Eine kleine Cessna bringt uns zurück in die Zivilisation nach Maun. Wir fliegen so niedrig, dass ich Elefanten und Giraffen aus dem Flugzeug erkennen kann.

Heute morgen bin ich mit Rambo noch durchs Delta galoppiert, jetzt hole ich mir einen Flat White im Café gegenüber vom Flughafen, bevor es später über Johannesburg zurück nach Hause geht. Ich bin noch immer sprachlos über das, was ich in den letzten 6 Tagen erleben durfte. Dabei wird mir vor allem die allererste Begegnung mit der riesigen Elefantenherde, die nur wenige Hundert Meter von uns entfernt durchs Wasserloch stapfte, für immer in Erinnerung bleiben.

Ein paar wichtige Tipps zum Schluss

  • Um an dieser Reitsafari teilnehmen zu können, musst du ein erfahrener (Gelände-)Reiter und fit sein. Außerdem darfst du nicht mehr als 95 Kilogramm wiegen.
  • Sei dir bewusst, dass du bis zu 6 Stunden täglich im Sattel verbringst, darunter auch zahlreiche minutenlange Galoppaden im leichten Sitz über unebenes Terrain.
  • Packe ausschließlich gedeckte Farben wie Beige, Braun, Khaki oder Schwarz ein, um im afrikanischen Busch nicht aufzufallen.
  • Nimm nicht zu viel mit, denn für den Charterflug ins Delta herrscht ein Gewichtslimit von 20 Kilogramm inkl. Handgepäck. Dafür kannst du deine Anziehsachen, bis auf deine Unterwäsche, im Camp kostenlos waschen lassen.
  • Besorge dir dünne, langärmelige Safarihemden mit Insektenabwehr-Funktion wie z.B. von der Marke Craghoppers.
  • Vergiss nicht, neben zwei Paar Reithosen, Reithandschuhen, Stiefeletten und Chaps auch deinen Reithelm einzupacken – vor Ort kannst du keinen ausleihen!
  • Das Camp Macatoo wird von African Horseback Safaris betrieben, du musst es aber über einen Agenten buchen. Wir haben es über African Horse Safaris gebucht und haben uns kompetent beraten gefühlt.
  • Die beste Reisezeit fürs Okavango Delta ist in der Trockenzeit zwischen April und Oktober, für eine Reitsafari sind die Monate Mai und September die besten. Wenn du die Flut jedoch unbedingt erleben möchtest, solltest du zwischen Juni und August ins Delta reisen.
  • Eine Reise ins Okavango Delta lässt sich übrigens perfekt mit einer Rundreise durch Namibia oder gar mit einem Besuch Kapstadts in Südafrika verbinden.

Du willst noch mehr? Hier kannst Du einen detaillierten Erfahrungsbericht zur Reitsafari lesen!

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Christina

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Vor über 30 Jahren saß ich zum ersten Mal auf einem Pferd.
Seitdem habe ich viel erlebt und gelernt, hatte Erfolge und
Misserfolge, bin gestürzt und wieder aufgestiegen.
All diese Erfahrungen und mein Wissen aus vielen Jahren mit unterschiedlichsten Pferden teile ich hier mit Dir – natürlich immer
fair & pferdefreundlich.

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