Natürliche Schiefe – So richtest Du Dein Pferd gerade!

Dieser Artikel enthält werbende Inhalte. Mehr dazu liest Du hier!

Wir Menschen haben sie. Unsere Hunde. Und auch unsere Pferde.

Die natürliche Schiefe.

Eine Seite unseres Körpers ist stärker, die andere schwächer. Deshalb bist Du Rechts- oder Linkshänder. Bei vielen von uns ist eine Körperseite minimal kürzer als die andere. Manche haben sogar an jedem Fuß eine unterschiedliche Schuhgröße. Das ist ganz normal und hängt damit zusammen, dass man schon schief im Mutterleib heranwächst.

Bei Hunden sieht man diese Schiefe meist sehr deutlich: schaust Du Dir einen trabenden Hund von hinten an ist es meistens so, dass Du drei, oder sogar alle vier Beine sehen kannst, weil Vorder- und Hinterteil versetzt laufen.

Bei Pferden ist es ganz genauso.

Keine Lust zu lesen? Dann schau Dir hier mein Video zum Thema an:

Das bedeutet die natürliche Schiefe für Dein Pferd

Natürliche Schiefe Pferd

Dein Pferd ist also schief. Sagen wir mal es ist nach rechts gebogen, dann nennt man seine kürzere, rechte Seite die hohle Seite. Sein Hals ist leicht nach rechts gebogen und das rechte Hinterbein tritt weiter vor als das Linke. Um seine Schiefe auszugleichen belastet Dein Pferd vermehrt sein linkes Vorderbein. Das linke Hinterbein ist dann für den Schub nach vorne zuständig.

Wenn Dein Pferd sein Leben ohne Reiter verbringen würde wäre das kein großes Problem. Die meisten Pferde werden aber nun mal geritten und das zusätzliche Reitergewicht führt dazu, dass die Fehlbelastung verstärkt wird und Knochen, Sehnen und Gelenke schneller verschleißen. Dazu kommt, dass das Pferd sich durch die einseitige Belastung verkrampft und Schmerzen entstehen.

Dein Ziel als Reiter muss also sein, Dein Pferd gerade zu richten.

So erkennst Du die natürliche Schiefe

Um passend zu trainieren musst Du erst mal wissen, auf welcher Seite Dein Pferd hohl, also kürzer ist. Ist Dein Pferd rechts hohl…

  • … nimmt es den rechten Zügel nicht gut an und legt sich auf den linken Zügel
  • … klappen Übungen auf der rechten Hand besser als auf der Linken
  • … setzt es Dich beim Leichttraben immer wieder auf den linken Fuß
  • … liegt Dein rechtes Bein gut am Pferd an und Dein linkes Bein steht eher ab

Ich merke immer sehr gut welche Seite beim Pony hohl ist, wenn ich einen Zirkel reite:

  • Reite ich einen Zirkel auf der steifen, nicht hohlen Seite des Pferdes – es muss also seine hohle Seite dehnen – ist der Hals steif und der Kopf zeigt eher nach außen. Das Pferd „fällt“ auf die innere Schulter in den Zirkel hinein und verkleinert diesen.
  • Reite ich einen Zirkel auf der hohlen Seite des Pferdes ist das für es bequemer und es wird den Zirkel bereitwilliger gehen. Zusätzlich kann es sein, dass es hier über die äußere Schulter „ausbricht“ und den Zirkel von sich aus vergrößert.

Also nochmal am Beispiel von einem rechts hohlen Pferd: einen Zirkel auf der rechten Hand wird Dein Pferd gut laufen und eventuell vergrößern wollen. Einen Zirkel auf der linken Hand ist ihm unbequem und es hält den Kopf nach Außen und wird in den Zirkel hinein drängen.

Dein Pferd kann natürlich auch links hohl sein, dann ist es in den Beispielen oben einfach umgekehrt.

Lesetipp: Bei Nordfalben gibt es einen Artikel zur natürlichen Schiefe mit vielen Beispielbildern

So richtest Du Dein Pferd gerade

Als erstes ist es wichtig sich bewusst zu sein, dass man sein Pferd nicht einfach „geradeziehen“ kann. Das führt nur zu Verspannungen und Schmerzen und Dein Pferd wird steif.

Bei uns Menschen ist das ja auch nicht anders. Sind wir schief, bringt es gar nichts sich in eine bestimmte Positon zu zwingen um das auszugleichen – ich spreche da aus Erfahrung, ich ziehe immer die rechte Schulter hoch. Stattdessen machen wir gymnastische Übungen oder Yoga und mit der Zeit wird unsere Haltung besser.

So müssen wir auch beim Pferd vorgehen.

Der zweite wichtige Punkt ist nicht zu viel zu verlangen und genügend Pausen einzubauen. Wir wollen, dass das Pferd locker bleibt und auf keinen Fall verspannt. Dazu muss es sich zwischendurch wieder entspannen und seine Muskeln lockern können. Es reicht eine Übung ein paar Tritte richtig zu reiten und das Pferd dann wieder entspannt vorwärts laufen zu lassen. Das hilft auch Dir als Reiter, denn oft verspannen wir uns bei aller Konzentration gleich selbst. Die Pause ist also nicht nur für Dein Pferd, sondern auch für Dich. Lass ruhig mal die Schultern kreisen.

Alle Übungen solltest Du immer erst im Schritt durchführen. Erst wenn im Schritt alles gut und locker klappt kannst Du es im Trab versuchen. Und erst wenn es im Trab gut ist kommt der Galopp. Das kann durchaus einige Zeit dauern!

Übungen zum Geraderichten

Als erstes solltest Du Deinem Pferd beibringen, auf Zügel an den Hals anlegen abzuwenden. Wenn Du also den linken Zügel an den Hals des Pferdes legst sollte es nach rechts abbiegen und umgekehrt.

Das kannst Du Deinem Pferd relativ einfach beibringen:

  • Wenn Du nach rechts abbiegen willst lege Deinen linken Zügel an den Hals Deines Pferdes. Wichtig ist, dass der Zügel locker durchhängt und kein Zug auf dem Gebiss ist! Danach gibst Du Deine üblichen Hilfen zum Abbiegen, also Gewicht, Schenkel und rechter Zügel.
  • Wenn Du das eine Zeit lang so machst wird Dein Pferd erkennen, dass nach dem Zügelanlegen immer das Abbiegen kommt und Du kannst die rechte Zügelhilfe bald ganz weglassen.

Durch das Lenken per Zügelanlegen hast Du Deinem Pferd beigebracht, seine Schulter zu verschieben beziehungsweise sein Gewicht zu verlagern wenn Du den Zügel anlegst. Damit kannst Du die Vorhand in die Spur der Hinterhand verschieben und den ersten Schritt in Richtung Geraderichten machen.

Wenn das funktioniert solltest Du folgende gymnastizierende Übungen ins Training einbauen um an der Hinterhand zu arbeiten (wieder am Beispiel eines rechts hohlen Pferdes, ist es links hohl muss umgekehrt vorgegangen werden):

Schulterherein

Die Hilfen und Problemlösungen sind in diesem Artikel super erklärt. Hier gibt es eine Anleitung, wie man das Schulterherein am Boden erarbeiten kann.

Bei einem rechts hohlen Pferd solltest Du Schulterherein auf der rechten Seite mit wenig Biegung und großer Abstellung reiten und auf der linken Seite mit viel Biegung und geringer Abstellung.

Travers / Kruppeherein

Auch hier gibt es einen tollen Artikel zu den passenden Hilfen im Sattel und einen Artikel zum Travers am Boden.

Bei einem rechts hohlen Pferd solltest Du Schulterherein auf der rechten Seite mit wenig Biegung und geringer Abstellung reiten und auf der linken Seite mit viel Biegung und großer Abstellung.

Renvers

Einen sehr lesenswerten Artikel über das Renvers, die dazugehörige Hilfengebung und wie Du es mit Schulterherein und Travers verbinden kannst findest Du bei Anna Eichinger. Hier gibt es einen Artikel über das Renvers am Boden.

Bei einem rechts hohlen Pferd solltest Du Renvers auf der rechten Seite auf einem Zirkel mit viel Biegung und Abstellung reiten und auf der linken Seite mit wenig Biegung und Abstellung.

Die Tipps zu den Übungen stammen nicht von mir, sondern von Philippe Karl. Sein Buch „Irrwege der modernen Dressur – Die Suche nach einer klassischen Alternative“ kann ich jedem nur wärmstens empfehlen!

Ein Pferd muss übrigens nicht sein Leben lang auf einer bestimmten Seite hohl bleiben, deshalb solltest Du immer wieder neu überprüfen wo die Probleme liegen und nicht ohne nachzudenken einfach irgendwelche Übungen „abspulen“.

Fazit

Das Geraderichten ist eine Kernaufgabe der Dressur und jeder Reiter sollte sich damit beschäftigen. Wenn Du Dein Pferd lange gesund erhalten und reiten möchtest kommst Du darum nicht herum.

Such Dir einen guten Reitlehrer oder eine gute Reitlehrerin die Dir bei der korrekten Ausführung der Übungen hilft und Dich kontrolliert. Es ist immer einfacher, wenn jemand am Boden dabei ist und Hilfestellung geben kann. Alle Übungen lassen sich selbstverständlich auch vom Boden aus trainieren, ich würde das zur Vorbereitung immer empfehlen. Es ist auch eine gute Option, wenn Du Dir im Sattel unsicher bist ob Du die Hilfen passend geben kannst.

Was tust Du um Dein Pferd geradezurichten? Hast Du vielleicht noch ein paar Tipps für uns? Oder hast Du noch Fragen?

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Christina

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Vor über 30 Jahren saß ich zum ersten Mal auf einem Pferd.
Seitdem habe ich viel erlebt und gelernt, hatte Erfolge und
Misserfolge, bin gestürzt und wieder aufgestiegen.
All diese Erfahrungen und mein Wissen aus vielen Jahren mit unterschiedlichsten Pferden teile ich hier mit Dir – natürlich immer
fair & pferdefreundlich.

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7 Kommentare

  1. Liebe Christina,

    ein schöner Artikel.

    Wir arbeiten im Unterricht auch ganz viel am Geraderichten. Meine Lehrerin hat da eine ganz eigene Theorie: OFt wird gesagt, Pferde müssen ganz viele Biegungen gehen, damit sie gerade werden. Sie sagt: Das überfordert die Pferde. Stattdessen arbeiten wir viel mit Konterstellung und Dehnungshaltung. Und dieser Weg ist total super, zumindest für mein Pferd. Aber da ist ja jedes Pferdes anders. 🙂

    Liebe Grüße
    Karo

    Antworten
    • Hallo Karo,

      vielen Dank – und danke für eure tollen Artikel zu Schulterherein und Kruppeherein, die haben einfach perfekt gepasst (und ich konnte mir die Arbeit sparen extra was dazu zu schreiben ;-P).

      Ich sehe das ähnlich, auf einer korrekten Kreislinie zu laufen ist ganz schön schwer für unsere Pferde – vor allem wenn noch nicht an der Geraderichtung gearbeitet wurde. Ich fange auch lieber mit den Seitengängen an mit vielen Entspannungspausen dazwischen.

      Liebe Grüße!

      Antworten
  2. Hallo,
    vielen Dank für Ihren tollen Blog!
    leider funktionieren die 2 Links Schulterherein und „toller Artikel“ nicht.
    Ich versuche das Thema nat. Schiefe und gerade richten theoretisch und praktisch nachzuvollziehen und obwohl wir jetzt sicher 1 Jahr dabei sind inkl. Unterricht, sind mit die verschiedenen Seitengänge inkl der Hilfen , und wozu sie gut sein sollen nicht wirklich klar geworden.
    Manchmal denke ich auch das wird komplett überschätzt.
    In meinen Reitjahren als Kind – vor ca. 30-40 Jahren war weder das gerade richten noch die Seitengänge ein Thema beim Reitunterricht – auch nicht bei den Fortgeschrittenen Reitern und ging es den Pferden schlechter ? Auch im hohen Alter gab es damals nicht mehr eher weniger gesundheitliche Probleme als heute….
    Es wäre super wenn Sie die links wieder mobilisieren könnten.
    Vielen Dank und viele Grüße Britta

    Antworten
    • Hallo Britta,

      vielen Dank für den Hinweis, da werde ich gleich mal nachschauen und korrigieren! Bei den vielen Artikeln und Verlinkungen schaffe ich es nicht immer alles regelmäßig zu kontrollieren…

      Wie vor 30-40 Jahren geritten wurde kann ich leider nicht aus persönlicher Erfahrung nachvollziehen – so alt bin ich noch nicht 😉
      Die Seitengänge und das Thema der natürlichen Schiefe ist aber nichts neues, schon die klassischen Reitmeister haben sich vor hunderten Jahren damit beschäftigt und die positive gymnastizierende Wirkung ist wissenschaftlich erwiesen.
      Ich glaube das Problem heute (und die Ursache, warum so viele Pferde früh krank sind) ist, dass zu früh zu viel von den Pferden verlangt wird und zu hart auf die falsche Weise trainiert wird. Mir ist jeder Freizeitreiter, der gemütlich durch den Wald gondelt, lieber als ein ambitionierter Dressurreiter, der mit Gewalt und tausend Hilfsmitteln das Pferd in eine Form pressen will…

      Liebe Grüße,
      Christina (übrigens immer gerne per Du!)

      Antworten
  3. Ich bin verwirrt. Zuerst dachte ich: toller Artikel das klingt nach meinem ungeübten endmaßpony (war bis vor einem jahr nur geländepferd) dann denke ich aber: nein. Rechte Hand macht er brav, aber linke Hand legt er sich auf den rechten (äußeren) Zügel. Ich muss teilweise sogar bei ganzer Bahn mit beiden Händen den äußeren Zügel ziehen (bitless) weil ich das Gefühl habe er fällt sonst nach innen um. Manchmal klappt es aber auch besser… Zirkel hat er lange blockiert aber momentan bleibt er artig auf seiner Linie. Was können wir üben? Fehlen Gleichgewicht und Muskeln ihm? LG

    Antworten
    • Das ist so ungesehen per Ferndiagnose schwer zu beurteilen. Manchmal schlägt sich die Schiefe auch an verschiedenen Stellen im Körper nieder und es kann durchaus sein, dass dein Pferd Probleme hat an den inneren Zügel heranzutreten. Bei deinem Pony klingt das schon sehr extrem, ich würde da mal einen Experten vor Ort draufschauen lassen (vorher vielleicht auch mal noch nen Physiotherapeuten/Osteopathen nach Blockaden und Verspannungen schauen lassen). Live kann man so etwas einfach besser sehen und einschätzen und dann auch gleich passende Übungen vorschlagen.
      Ganz allgemein ist es natürlich immer gut das Pferd zu gymnastizieren, locker zu machen und an der Durchlässigkeit zu arbeiten 🙂

      Liebe Grüße,
      Christina

      Antworten
  4. Hallo,
    Mach einer langen Veletzungspausen dürfen wir jetzt wieder anfangen. Mein Pony hat gut ein Drittel weniger Muskulatur an der rechten Hinterhand und muss lernen diese wieder vermehrt zu benutzen und dort Gewicht aufzunehmen. Natürlich möchte ich dennoch beide Seiten trainieren aber eben verstärkt die rechte Hinterhand.Heisst dass das ich dann tendenziel ein wenig mehr rechts herum longiere? Über Stangen etc?Zirkel vetgrößerm verkleinern einmal mehr rechts als links?
    Vielen Dank und luebe Grüsse

    Antworten

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