Wenn Du mit Deinem Pferd kommunizieren willst musst Du lernen seine Sprache zu verstehen.
Deshalb wird es in den nächsten Wochen auf Herzenspferd immer wieder Artikel zu Grundlagen der Körpersprache von Pferden geben. Wichtig dabei ist, immer das gesamte Pferd und die Situation im Blick zu haben und sich nicht nur auf einzelne Aspekte (zum Beispiel die Ohren) zu konzentrieren. Ein bestimmtes Verhalten muss immer im Kontext gedeutet werden, in dem es gezeigt wird. Je nach Situation kann es nämlich unterschiedliche Bedeutungen haben. Ein gähnendes Pferd kann einfach müde sein, Magenprobleme haben oder aber es versucht Dich zu beschwichtigen, wenn es sich von Dir bedrängt fühlt.
Zusätzlich ist es natürlich so, dass Pferde individuelle Unterschiede in ihrer Art zu kommunizieren haben. Manche Pferde zeigen etwas ganz klar, andere sind eher zurückhaltend. Manche haben sogar ganz besondere Eigenheiten, die man erst mit der Zeit verstehen lernen kann. Es ist also wie immer wichtig, dass Du Dein Pferd gut kennenlernst und auf seine Signale achtest. Ein Artikel wie dieser kann immer nur Denkansätze bieten und nicht eins zu eins übernommen werden – dazu sind Pferde zu individuell!
Im Folgenden ziehe ich – der Verständlichkeit wegen – den Vergleich zu menschlichen Emotionen. Ich halte es jedoch generell für falsch Pferde zu vermenschlichen und menschliche Emotionen in sie hineinzuinterpretieren. Pferde denken und fühlen anders als Menschen, das sollte beim Umgang und Training nie vergessen werden.
Was sind Beschwichtigungssignale und wozu dienen sie?
Beschwichtigungssignale werden von den meisten Tieren genutzt um eine Situation zu entschärfen oder ein aggressives Gegenüber zu beschwichtigen.
Auch wir Menschen haben solche Beschwichtigungssignale und nutzen sie meist ganz unbewusst:
- Wir starren niemandem einfach so in die Augen – das empfinden wir in der Regel als aggressiv. Wenn uns jemand Fremdes anstarrt ist unser erster Reflex meistens wegzuschauen und somit zu sigalisieren, dass wir keinen Ärger wollen.
- Manche Menschen – leider meist Frauen – neigen ihren Kopf zur Seite und entblößen somit ihren Hals – eine unbewusste Unterwürfigkeitsgeste.
- Wir lächeln um eine Situation zu entspannen, auch wenn uns gar nicht danach ist.
Solche Signale gibt es zum Beispiel auch bei Hunden und Katzen und natürlich unseren Pferden.
Pferde sind sehr soziale Tiere, die Konfrontationen eher aus dem Weg gehen, wenn sie die Wahl haben. Wenn sie also ein anderes Pferd oder einen Menschen als aggressiv empfinden, werden sie erst mal versuchen zu beschwichtigen und zu signalisieren, dass sie keinen Ärger möchten.
Die Beschwichtigungssignale dienen dazu Konflikte zu vermeiden, das Gegenüber zu beruhigen, zu zeigen, dass sich das Pferd gerade unwohl fühlt oder schlicht und einfach dazu, höflich zu sein und nicht aggressiv zu wirken.
Die 5 häufigsten Beschwichtigungssignale
Jedes dieser Signale kann – je nach Kontext – auch etwas anderes bedeuten!
Wenn Dein Pferd gähnt bedeutet das nicht automatisch, dass es Dich beschwichtigen will. Wenn Du aber eine anstrengende Übung mit ihm machst oder gerade energisch etwas von ihm forderst und es gähnt und leckt seine Lippen ist es sehr wahrscheinlich, dass es Dich gerade als (zu) aggressiv empfindet.
Wegschauen und/oder Blinzeln
Du arbeitest gerade mit Deinem Pferd am Boden und es schaut ständig weg, obwohl da gar nichts Ablenkendes ist. Ziemlich ärgerlich, oder?
Besonders das Wegschauen wird von Menschen oft als respektlos betrachtet, was dazu führt, dass man eher noch deutlicher oder aggressiver wird. Dabei wollte Dein Pferd Dir nur signalisieren, dass Du eine Stufe „runter schalten“ kannst und zu aufgeregt rüberkommst.
Bei manchen Pferden zeigt sich das sogar schon in einem unfokussierten, oft blinzelnden Auge. Es zeigt Dir damit, dass es ruhig ist und keinen Ärger will und dass es keinen Grund für Dich gibt, aufgeregt zu sein.
Kauen und/oder Lippen lecken
Vor allem im Horsemanship-Bereich wird das Lippen lecken oder Kauen mit nachdenken gleichgesetzt. Ich möchte nicht ausschließen, dass die Pferde nachdenken wenn sie das tun – in der Regel ist es aber einfach ein Zeichen dafür, dass sie gerade Stress abbauen und Dich beschwichtigen. (Das soll übrigens keine Wertung und kein Seitenhieb gegen Horsemanship sein! Auch bei Clickerpferden sehe ich Beschwichtigungsgesten).
Dieses Verhalten wird oft gezeigt, nachdem ausgeübter Druck gestoppt wird.
Gähnen
Gähnen muss nicht bedeuten, dass Dein Pferd müde ist. Zusammen mit blinzeln oder wegschauen und Lippen lecken ist es im Training sehr viel wahrscheinlicher, dass Dein Pferd Dich beschwichtigen will.
Hier gibt es noch mehr Infos zum Thema Gähnen.
Langsame Bewegungen oder stehen bleiben
Schnelle, ruckartige Bewegungen wirken aggressiver oder aufgeregter als langsame Bewegungen. Manche Pferde versuchen so ihren – für ihre Wahrnehmung – aufgeregten Menschen zu beruhigen.
Meistens ein Teufelskreis: der Mensch will, dass das Pferd etwas tut. Das Pferd empfindet den Menschen als aufgeregt und wird immer langsamer um ihn nicht weiter aufzuregen und ihm zu zeigen, dass von ihm keine Bedrohung ausgeht. Der Mensch aber ärgert sich und wird noch lauter und deutlicher.
Bei manchen Pferden kann das sogar so weit gehen, dass sie ganz stehen bleiben und sich nicht mehr rühren.
Kopf senken
Auch das Senken des Kopfes kann eine Beschwichtigungsgeste sein. Hier muss wieder genau auf den Kontext geachtet werden, den genauso gut kann es sein, dass Dein Pferd einfach nur entspannt.
Das Pferd zeigt Beschwichtungssignale – was tun?
Zeigt Dein Pferd eines oder mehrere dieser Signale während des Trainings ist das ein Anzeichen dafür, dass es Dich als zu aufgeregt oder aggressiv empfindet.
Wichtig ist, dass Dir bewusst ist, dass keine dieser Verhaltensweisen böse oder respektlos gemeint ist. Tatsächlich will Dein Pferd mit Dir kommunizieren und Dir zeigen, dass von ihm keine Gefahr ausgeht.
Ignorierst Du diesen Kommunikationsversuch dauerhaft, kann es passieren, dass Dein Pferd irgendwann resigniert und gar nicht mehr versucht mit Dir zu „sprechen“. Im schlimmsten Fall fängt es an, sich ohne Vorwarnung zu wehren – denn es hat gelernt, dass Du sowieso nicht zuhörst, wenn es Dir höfliche Signale sendet.
Das sollte man natürlich unbedingt vermeiden!
Wenn Du also im Training merkst, dass Dein Pferd versucht Dich zu beschwichtigen,
- trete doch einfach mal einen Schritt zurück,
- drehe Dich ein bisschen vom Pferd weg,
- nimm eine entspannte Haltung ein und
- atme tief aus.
- Vielleicht schaust Du zur Seite vom Pferd weg oder gähnst sogar.
Du kannst also auch selbst Beschwichtigungssignale nutzen um Deinem Pferd zu zeigen, dass Du friedlich bist und ihm nichts böses willst. Natürlich weiß Dein Pferd, dass Du kein Pferd bist und natürlich sehen die Signale bei Dir nicht wie bei einem anderen Pferd aus. Erkennen kann Dein Pferd sie trotzdem!
Nach einer kurzen Pause, wenn Du Dir sicher bist, dass Dein Pferd wieder entspannt ist, kannst Du mit dem Training weitermachen. Dieses Mal vielleicht ein bisschen entspannter, leiser und feiner. Oft starten wir schon mit viel zu energischen Signalen obwohl unsere Pferde auch leisere, feinere Signale verstehen würden.
Ich versuche mich bei meinem Training mit Pferden immer selbst zu unterbieten: wie minimal und leise kann ich werden, bis mein Pferd mich nicht mehr versteht? Meistens kann das wirklich sehr leise sein. Lauter werden kann man immer noch, wenn es sein muss!
Es bricht niemandem ein Zacken aus der Krone, wenn man das Training einmal kurz unterbricht. Dem Pferd zu zeigen, dass man es versteht, ihm zuhört und seine Meinung akzeptiert ist so viel mehr wert, als eine Übung mit allen Mitteln durchzuexerzieren. Nur so baut man eine gute Beziehung auf und bekommt ein fein reagierendes Pferd.
Selbstverständlich muss jede Situation und jedes Pferd individuell betrachtet werden und es gibt immer auch Situationen, in denen man keine Pause machen sollte. Es kommt also immer ganz auf Dich und Dein Pferd an, wie Du reagieren musst. Deshalb solltest Du Dein Pferd gut kennen und einschätzen lernen.
Fazit
Beschwichtigungssignale sind nichts Schlimmes und es macht Dich auch nicht zum Tierquäler wenn Dein Pferd sie ab und an zeigt. Es sollte jedoch für Dich ein Zeichen sein, über Deine Herangehensweise nachzudenken.
Außerdem gilt, wie immer im Umgang mit Pferden, dass man den individuellen Charakter, Verhaltensweisen und Vorgeschichte des Pferdes mit einbeziehen muss. Eine Leserin schreibt von ihrer Stute, die einige schlechte Erfahrungen gemacht hat und bei der Arbeit schon vorsorglich Beschwichtigungssignale sendet, obwohl ihre Besitzerin noch gar nichts von ihr verlangt. Mit so einem Pferd muss man selbstverständlich anders umgehen.
Ich wünsche mir also, dass Du den Artikel als Denkansatz nutzt und als Anreiz, Dein Pferd besser kennenzulernen und seine Signale verstehen zu lernen. Ein guter Weg das zu tun, ist Dein Pferd auf der Koppel im Umgang mit anderen Pferden zu beobachten.
Lesetipp: Mehr zum Thema Beschwichtigungssignale gibt es hier und hier von Verhaltensbiologin Marlitt Wendt.
Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Pferdepsychologe Andy Beck:
„…wenn wir wollen, dass das Pferd uns akzeptiert, von uns lernt und uns vertraut, dann sollten wir uns so verhalten wie eine Leitstute oder vielleicht ein wohlwollender und beschützender Hengst – in welchem Fall wir unseren hohen Status am besten durch regelmäßiges und vorhersehbares Sozialisieren, unerschütterliche Ruhe und Selbstkontrolle zeigen würden.“ („…if we did want the horse to accept us, learn from us and trust us, we would want to behave as if we were a head mare, or perhaps benevolent and protective harem stallion – in which case we would signal our high status best by regular and predictable socialising, unflappable calmness, confidence and self-control.“)
Find ich wahnsinnig spannend diese Sichtweise und zeigt mal wieder, was für „stümperhafte Volltrottel“ wir in den Augen unserer Pferde sind ‚^.^
Blöd nur, dass ich meiner Stute jetzt das Gähnen als Kommando beigebracht hab und sie es nutzt, um zu betteln…
Ja, körpersprachlich sind wir für sie wohl meistens Analphabeten 😉
Gibt ja noch andere Anzeichen und man muss sowieso immer auf die individuellen Zeichen des Pferdes achten =)
Liebe Grüße,
Christina
Liebe Christina,
Es ist schon lustig, dass du oft Themen in deinen Artikeln aufgreifst, die mich selbst mit meinen Ponys gerade beschäftigen 😀
Mir ist nämlich bei den letzten Malen Spazieren gehen mit meinem Huzulen-Mix-Mädchen aufgefallen, dass sie ständig gähnt, und ich hab mir einfach nur gedacht „Die kann doch jetzt noch nicht müde sein!“
Es ist nämlich so, unsere Spaziergänge sind bis dato eher anstrengend als entspannend gewesen, ich dürfte mich anscheinend von vorneherein darauf eingestellt haben, dass das nun ein Kampf wird. Und mein Stütchen wollte mich anscheinend nur beschwichtigen, dass alles harmlos ist 🙂
Danke, für deine tollen Artikel, sie kommen für mich immer wie gerufen 😀 🙂
Schöne Grüße, Elisa
Hallo liebe Elisa,
das ist ja wirklich lustig – Gedankenübertragung 😉
Was du beschreibst kann schon sein – Gähnen kann aber auch andere Dinge bedeuten (zum Beispiel Magenprobleme), ich würde an deiner Stelle mal beobachten ob sie es immer noch macht, wenn die Situation stressfreier ist.
Liebe Grüße,
Christina
Hallo Christina,
toll geschrieben. Vielen Dank.
Meine Stute hat mir mal beim Piaffe üben mittels Kopf in meine Richtung zur Seite nehmen gesagt das ich a) zu angespannt und b) zu dicht bei ihr stehe und sie f. Piaffe gar keinen Platz hat. (War ein irres Gefühl zu verstehen)
Wer weiss wie oft sie es mir vorher immer mal gezeigt hat und ich es nicht verstanden habe. Arme Maus, die muss sich doch oft vorkommen als würde sie mit einer Wand reden.
Man muss das alles wirklich viel mehr im Fokus haben, das merke ich an mir immer wieder.
Ich freue mich auf noch viele interessante Artikel.
Liebe Grüße und ein schönes Pfingstwochenende
Veronika
Hallo Veronika,
danke für die schöne Ergänzung!
Ja, das stimmt, oft tut man ein Verhalten viel zu schnell als Widersätzlichkeit ab…
Liebe Grüße und dir auch ein schönes Wochenende!
Christina
Hallo,
Echt toller Artikel 🙂 Gibt es bzgl.körpersprache evtl.ein tolles buch oder dvd, die du empfehlen kannst?
Vielen lieben dank…
Lg martina
Hallo Martina,
leider fällt mir da auf Anhieb nichts ein, meistens sind das Nebenbemerkungen in Büchern mit anderen Schwerpunkten. Ich habe sowas in Kursen, durch Beobachtung von Pferden und über lange Jahre im Reitunterricht gelernt. Aber vielleicht findest du etwas, wenn du mal auf Amazon suchst. Ein paar Artikel zum Thema kannst du auch auf http://www.pferdsein.de/ finden =)
Liebe Grüße,
Christina
Danke für den Artikel. Mir fällt meistens im Nachhinein ein, was ich hätte besser machen können, zb. da wäre Loben gut gewesen, oder da hätte ich eine Pause machen sollen, da hab ich dem Pferd zu viel Druck gemacht. Die Signale zu akzeptieren ist für mich manchmal schwer, weil ich denk, ach komm, wir versuchen das nochmal oder machen einen guten Abschluss, obwohl das Pferd schon genug hat…
Als „Geste“ ist mir noch eingefallen, dass Pferde manchmal ganz leicht mit der Oberlippte zittern/wackeln (eher rechts links, als hoch runter). Normal kenn ich das eher als Zeichen von Entspannung oder Nachdenken, aber ich glaube bei mir war das heute eher als Beschwichtigung gemeint. Kennst du die Geste? Hab bei Google nix wirkliches drüber gefunden
Hallo Mia,
das geht mir auch ab und an so (ich filme mich ja oft mit, da erkennt man solche Momente noch besser). Sieh es einfach als eine Möglichkeit zu lernen und es das nächste Mal besser zu machen. Mehr als unser Bestes geben können wir nicht =)
Die wackelnde Oberlippe kenne ich auch. Aber ich denke die muss man immer im Zusammenhang mit dem restlichen Gesichtsausdruck und der Körpersprache deuten – und es kann natürlich je nach Pferd noch etwas anderes bedeuten. Immer schwierig so etwas isoliert zu betrachten 😉
Liebe Grüße,
Christina
Kann ich alles an meinem Pferd wieder finden vor allem den Kopf senken. Wir sind seit 2 Jahren ein Team, er ist jetzt 22 und mit Druck geht garnicht. Am liebsten mag ich das Kopfsenken, muss dann immer schmunzeln und geh vor ihm runter und kraule ihn.????????????
Kopfsenken kann ja auch Entspannung sein 😉
Ich war von diesem Artikel schon beim ersten Lesen begeistert. Ich finde das super wichtig! Jetzt habe ich ihn ausgedruckt und zu meinen pferdigen Dokumenten geheftet, da landen immer mal hilfreiche Artikel 😉 Wird es zum Thema Pferdesprache noch mehr von dir zu lesen geben? Ich würde mich riesig freuen!
Huhu liebe Jule,
schön auch hier von dir zu lesen 😉
Und was für ein tolles Lob, danke!
Gerade eben ging ein neuer Artikel zur Pferdesprache raus. Das Thema Ohren wird zwar für viele nichts Neues sein, aber ich finde es wichtig auch immer wieder über die wirklich grundlegenden Basics zu schreiben, lesen ja nicht nur Profis mit =)
Liebe Grüße,
Christina
Wow!!! Wie spannend ist das denn 🙂
Ich reite als Späteinsteigerin (jetzt 41 Jahre alt) seit ca 1,5 Jahren 1-2 x / Woche in einer Reitschule, und bin natürlich noch recht unerfahren, lese zwar viel, aber zugegeben, die Theorie in eine Schulpferdpraxis zu implementieren ist fast unmöglich. „Mein“ meist genutztes Schulpferd, eine Stute, ist laut Aussage aller anderen eher ein schwieriger Typ, auch oft „zickig“.Sie reagiert nicht gut oder zuverlässig auf Hilfen (den Schuh ziehe ich mir auch selbst an), was dazu führt , daß mehr Hilfen eingesetzt werden, bekommt auch oft Mecker von der Assistentin der Reitlehrerin beim Satteln etc … Ich frage mich allerdings sehr oft, ob die Stute nicht missverstanden wird, und nach diesem Artikel erst recht. Ich empfinde sie intuitiv als sehr sensibel und je mehr ich antreibe und mache und tue , um so weniger passiert, manchmal bleibt sie echt stehen 😳 Antreiben …Antreiben…vielleicht signalisiert sie ja auch ständig was, was keiner sieht. Ich beobachte mal weiter. Danke für all Deine tollen Artikel. Ich bin wirklich oft hier auf Deiner Seite. Es hilft mir ungemein.
LG
Liebe Heike,
die Schwierigkeit hilfreiche Infos aus dem Internet im Reitschulunterricht anzuwenden kenne ich. Viele Reitlehrer sind für so was gar nicht offen.
Ich bin mal ein Pferd geritten, das auch manchmal nicht gemacht hat, was ich wollte. und wie du bin ich Reitanfängerin, dh es kann gut sein, dass ich einfach nicht die richtigen hilfen gegeben habe. Was da total gut geholfen hat, war Zügel langlassen, bisschen im Hufschlag geradeaus reiten, ohne was zu fordern. Dann die Zügel nochmal aufnehmen und erneut probieren. Beim zweiten mal hats dann oft geklappt. Aber klar, erklär mal nem Reitlehrer, dass du dem Pferd was durchgehen lässt und es sich mal entsoannen darf… Die Schwierigkeit ist da eher die Kommunikation mit dem Reitlehrer, als mit dem Pferd. Aber schön, dass du dir gedanken machst, das weiß dein Pferd bestimmt zu schätzen.
Liebe Grüße und Erfolg,
Emilia
Ps: Auch von mir ein Lob an Christina, für die vielen guten Artikel 🙂
Hallo liebe Heike,
danke für die netten Worte, freut mich, wenn ich weiterhelfen kann! =)
Mit den Schulpferden (und wie Emilia richtig sagt, den Reitlehrern) ist es nicht immer einfach – das kenne ich aus meinen Zeiten im Reitschulunterricht auch noch. Als Reitschüler kann man da tatsächlich leider wenig machen. Im Grunde genommen müssten die Schulpferde regelmäßig korrekturgeritten werden, wofür aber in den wenigsten Reitschulen Geld und Zeit da ist.
Emilias Tipps mit dem kurz Pause machen (danke dir, liebe Emilia), ist auch super. Denn dann entspannt sich nicht nur dein Pferd, sondern auch du und ihr könnt nochmal neu starten.
Ich würde dir empfehlen, dir, wenn du etwas sicherer bist, eine Reitbeteiligung zu suchen, mit der du am Unterricht teilnehmen kannst. Das bringt einen oft eher weiter…
Liebe Grüße,
Christina
Der Einwand mit dem Pferd, welches schlechte Erfahrungen macht, erleichtert mich sehr. Ich las diesen sehr gut geschriebenen Eintrag und stellte meine Arbeit etwas in Frage. Mein Pferd zeigt einige dieser Signale, welche ich immer als positiv verstanden habe. Habe mich gefreut wenn er kaut und den Kopf senkt, sein Tempo zurück fahren kann und das er gähnt in Situationen, welche ihm sonst Angst gemacht haben. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich meinen Burschen so falsch verstanden habe. Und dann kam der Einwand mit der Stute und den schlechten Erfahrungen, die mich aufatmen ließen. Mein Bursche ist als Wildpferd groß geworden und hat anschließend den Menschen und seine Umgebung leider als etwas sehr negatives kennengelernt. Ich weiß nicht viel von seiner Vergangenheit, nicht einmal sein genaues Alter und trotzdem zeigt er mir viel, was er erlebt hat. Ich glaube das es in meinem Fall schon positiv ist, dass er sich fallen lassen kann, nicht mehr dauerhaft auf der Flucht ist, seinen Kopf senkt und kaut. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass ich ihm zu viel Druck mache, denn ich lobe viel, nehme sein Tempo an was unsere Fortschritte betrifft und mache alles in ruhe und entspannter Haltung. Ich möchte deinen Beitrag überhaupt nicht anzweifeln, bei vielen anderen Pferden könnte ich das genau so unterschreiben – ich möchte nur bestätigen, dass Pferde genau so individuell sind wie wir Menschen und genau so eine Vergangenheit haben wie wir. Danke für deinen Denkanstoß und das du auf genau die Individualität eingehst, die benötigt wird.
Liebste Grüße, Denise mit ihrem Wildpferd Little
Hallo liebe Denise,
genau so war der Artikel gedacht: als Anreiz nochmal über das eigene Training und die Kommunikation mit dem Pferd nachzudenken. Es ist einfach wichtig hinzuhören, hinzuschauen und hinzufühlen und Dinge zu hinterfragen. Wenn man dann feststellt, dass das eigene Pferd anders reagiert, eine Vorgeschichte oder besondere Eigenheiten hat, dann ist das genauso ok und steht gar nicht im Wiederspruch dazu =)
Liebe Grüße an dich und deinen Little,
Christina
Hey!
Das hat jetzt nichts direkt mit dem Thema zu tun aber ich bin durch das kauen drauf gekommen. Meine Isi Stute speichelt nämlich immer sehr stark wenn ich sie reite. Sonst nicht. Mir wurde auch gesagt sie würde so stark kauen weil sie „mitdenkt“ aber ist das wirklich der Fall? Oder überfordere ich sie? Zugegeben sie ist nicht immer einfach vor allem im Gelände ist sie bei Galoppstrecken schwer zu halten.. daran arbeiten wir momentan. Aber könnte das der Grund für eine Überforderung oder ähnliches sein?
Hallo liebe Nita,
das kann ich dir so per Ferndiagnose leider nicht sagen. Vermehrtes Speicheln beim Reiten kann ganz viele Gründe haben, z.B. weil ihr das Gebiss nicht gefällt, sie gestresst ist, sie allgemein mehr kaut als andere Pferde, etc. An sich möchte man ja beim Reiten ein Pferd, dass kaut und im Unterkiefer locker ist, weil dann auch der Rest des Pferdes locker werden kann. Wenn es aber wirklich übermäßig ist, würde ich mal überprüfen, ob mit dem Sattel- und Zaumzeug alles passt und ob die Zähne in Ordnung sind. Ansonsten ist es auch immer gut mal auf die Reiterei draufschauen zu lassen, von Außen erkennt man oft eher ob das Pferd gestresst läuft…
Liebe Grüße,
Christina
Liebe Christina,
Ein toller Beitrag, danke für die ausführlichen Infos! Das meiste von meinem Pferdewissen habe ich aus dem Parelli Programm und ich denke es ist sehr interessant, zu beobachten wie es dort beschrieben ist. Z.B. gähnen und kauen sowie Kopf senken sollen den Abfall des Adrenalinspiegels zeigen. In einer Beschwichtigungssituation wäre der ja aber eher hoch, sodass das nicht wirklich Sinn ergibt. Was würdest du dazu sagen? Ein anderer Punkt, der mir aufgefallen ist, ist das Gähnen, das ja sehr verschieden sein kann. Vorallem bei Fohlen sieht man ja oft das typische Unterwerfungsgähnen aber ich denke wenn es nicht so deutlich ist, muss man auch wieder den Gesamteindruck anschauen.
Liebe Grüsse, Leonie
Hallo liebe Leonie,
ich denke die Aussagen passen schon zusammen: Eine Beschwichtigungsgeste dient (so wie ich es verstanden/gelernt habe), auch immer dem Stressabbau. Wenn du also mit deinem Pferd im Roundpen arbeitest und es bewegst, gähnt es dabei in der Regel nicht, weil es ja gerade akut dabei ist auf deine Impulse zu reagieren und überhaupt keine Zeit hat. Erst wenn es die Möglichkeit hat mal kurz zu pausieren kann es das Signal geben. Ich denke also es ist beides: Ein Beschwichtigungssignal und ein Zeichen dafür, dass der akute Stress gerade etwas abfällt. Das Pferd kommt also akut aus einer Situation in der es Stress hatte und beschwichtigt. Stressabfall bedeutet ja nicht, dass der erlebte Stress dann sofort weg ist 😉
Übrigens um das klarzustellen: Nicht jeder Stress ist schlecht und ein gähnendes Pferd heißt nicht gleich, dass man ein Tierquäler ist! Ich finde nur man sollte sich bewusst sein, dass man gerade Stress auslöst und seinem Pferd unter Umständen auch mal eine Pause gönnen sollte.
Und klar: Insgesamt muss man IMMER die komplette Situation und alle Signale des Pferdes im Auge behalten und deuten und Pauschalaussagen sind sowieso schwierig 😉
Liebe Grüße,
Christina
Hallo Christina,
Dein Artikel ist schon etwas älter, aber natürlich immer noch aktuell 😊
Ich finde Deine Interpretation sehr einseitig. Die meisten der Signale sind sicherlich Anzeichen von Stressabbau oder Entspannung nach Anspannung. Aber die Ableitung daraus, der Mensch sei „zu aggressiv“ finde ich überhaupt nicht nachvollziehbar. Training, Lernen von neuen Dingen, schwierige Aufgaben bewältigen…das ist anstrengend. Und das darf es auch sein, wenn man sein Pferd fördern und fordern will, muss es das sogar. Und die dann einsetzende Entspannung und die dazugehörigen Zeichen zeigen doch nur, das alles richtig gemacht wird: nach dem anstrengenden Teil, kann das Pferd wieder locker werden und sich erholen. Ich bin überhaupt keine Horsemanship Vertreterin, aber deshalb werden diese Signale dort ja auch beachtet und zwar nicht als „Nachdenken“ wie Du fälschlicherweise schreibst, sondern als Zeichen, dass das Pferd sich anstrengen musste und nun aber wieder entspannt, was (wie in jeden Sport) gut und richtig ist. Darüber hinaus finde ich es auch falsch, dass Du so schreibst als würde das Pferd damit dem Menschen bewusst etwas sagen wollen. Es sind automatische körperliche Reaktionen, die wichtig sind… aber nicht über Vermenschlichung der Pferde falsch interpretiert werden sollten. Liebe Grüße! Cora
Hallo Cora,
vielen Dank für deine Gedanken =)
Ich glaube du liest meinen Artikel einseitiger, als er gedacht ist – ich schreibe im Text ja z.B. mehrmals, dass man das Pferd nicht vermenschlichen sollte und es auch durchaus Situationen gibt, in denen man keine Pause machen und das Pferd „anstrengen“ sollte. Ich bin durchaus auch eine Verfechterin davon, dass Pferde lernen müssen mit stressigen Situationen klarzukommen, denn denen sind sie im Alltag unweigerlich ausgesetzt. Trotzdem finde ich man sollte als Pferdebesitzer Beschwichtigungssignale kennen und sein Training hinterfragen, wenn sie gehäuft auftreten. Wenn man dann zu dem Schluss kommt, dass das so gewollt ist und zum aktuellen Trainingsplan gehört, ist das ja ok, aber ich sehe zu viele Leute, denen nicht bewusst ist, wie viel Druck sie ausüben (und ich habe aus Horsemanship Kreisen schon massenhaft den Kommentar „der denkt nach“ gehört ;-)).
Pferden eine bewusste Kommunikation abzusprechen finde ich auch etwas schwierig. Gerade wenn es um Körpersprache geht, sind Pferde doch oft deutlich bewusster als wir Menschen und setzen das schon gezielt ein.
Liebe Grüße,
Christina